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Günter Valda: lost in adventure

Günter Valda liebt dieses “Rock’n’Roll-Gefühl”, wenn Bilder gelingen und dadurch Geschichten zum Leben erweckt werden. Es ist die Freude am Draußensein, die aus solchen Stories spricht.

“Wir beladen unsere Kajaks, die wie Farbtupfer auf einem Blatt Papier wirken. Die exponierte Lage der Lofoten macht das Wetter schwer kalkulierbar. Wir befinden uns ungefähr 200 Kilometer nördlich des Polarkreises.

Als ich das Boot langsam in das mit Eisschollen bedeckte Wasser gleiten lasse, wird mir etwas mulmig zumute. Kopfloses, unüberlegtes Handeln ist hier verboten, jeder falsch überlegte Schritt kann ein Eigentor bedeuten, ein falscher Paddelschlag den Sturz ins eiskalte Wasser. Langsam bewegen sich die fünf Kajaks aus dem sicheren Hafen, wir paddeln ruhig, noch etwas müde mit steifen Knochen, von dem 300 Einwohner zählenden Dorf Reine in den nördlich gelegenen Kjerkfjord.

Uns verbindet nur ein Ziel, die tief verschneiten, unberührten Hänge auf Moskenesoya zu befahren. Ich lerne langsam das Wetter zu nehmen, wie es ist und vor allem, es ernst zu nehmen. Es ist wirklich unberechenbar, es bedeutet meistens im Schneegestöber loszufahren und wenn man am Gipfel ist, perfekten Sonnenschein zu erleben.

Auch dieses Mal klart es auf, der Schneefall lässt endlich nach und gibt die Sicht auf ein imposantes, überwältigendes Bergpanorama frei. Das Spuren mit den breiten, schweren Ski in dem hüfttiefen Schnee benötigt eigentlich die Lunge von einem Elch, wir keuchen, in der  eiskalten Luft dampft unser Atem vor unseren Gesichtern. Unberührte Natur, soweit das Auge reicht, nichts, nur wir mitten drinnen, kleine Punkte in einem weißen Nichts.

Für das letzte etwas steilere Stück packen wir unsere Ski auf den Rucksack, so erklimmen wir die letzten Höhenmeter zum Gipfelplateau. Aufgeregt, wie kleine Kinder vor dem Spielzeugladen  stehen wir nebeneinander und schauen in die Tiefe, besprechen noch wo wir entlangfahren wollen und können es nicht erwarten loszupreschen und die ersten Spuren in den Schnee zu legen.

Meine Skistöcke bohren sich in den tiefen, Pulverschnee, ich hole tief Atem und stoße mich ab. Der Schnee spritzt zur Seite. Wir treffen uns am Etappenziel wieder, ein jeder mit einem Grinser im Gesicht und einem Ausblick in den Augen, der von dem Adrenalinstoß erzählt, von den Eindrücken, vom Rausch der Geschwindigkeit.”

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