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Die lange Nacht des Nordens: Wintererlebnis in Finnland

Die Polarnacht: wunderschön, mächtig, gefährlich, kalt. Ein Begriff, der immer wieder die Sehnsucht schürt und die Gedanken in den Norden schweifen lässt. Moritz Ilmberger hat versucht, das Naturschauspiel einzufangen – in Finnland.

Selbst mittags sieht man am wolkenlosen Himmel keine Sonne. Und trotzdem kann man ihre Auswirkungen auf ganz besondere Weise beobachten. Für mehrere Stunden wird das Licht in scheinbar unglaubliche Farben getaucht. Von Blau und Lila über Violett und Rot hin zu einem Hauch von Orange spannt sich ein Farbenteppich über den Himmel, der seinesgleichen sucht.

Und dann kommt die Polarnacht. Je weiter man über den Polarkreis hinaus nach Norden reist, desto länger erstreckt sich diese Zeit vor und nach der Wintersonnenwende. Um flexibel und trotzdem nahe am Geschehen zu sein, haben wir uns ein Wohnmobil ausgeliehen, das uns nach Norden bringt.

Licht in der Dunkelheit

Tagsüber reflektiert die kalte, weiße, endlose Wald- und Berglandschaft die malerischen Farben des Himmels. Die Sonne steht für mehrere Stunden knapp unterhalb des Horizonts und lässt uns in eine Phase der scheinbar endlosen Dämmerung eintauchen. Am Nordhimmel sieht man schon bald nach Mittag wieder die ersten Sterne. Jetzt heißt es nur noch ein bisschen Geduld haben, bis es ganz dunkel ist.

Dann gilt es es, die Augen offen zu halten. Anfangs oft nur ein dünner farbloser Streifen am Nordhimmel zu sehen. Hat man Glück, spannen sich mit der Zeit mehrere pulsierende, wabernde, leicht grüne Bänder über das komplette Firmament und zeigen ihren wunderschönen Tanz.

Es ist jedes Mal wieder ein erhabener und besonders emotionaler Moment – so etwas Schönes und zugleich unglaublich mächtiges. Man selbst wird ganz klein und unbedeutend. Die Polarnacht ist kalt und lebensfeindlich und trotzdem jedes Mal aufs Neue begeisternd. So wunderschön sind die Farben die einen umgeben, so friedlich die dicke Schneedecke, die die sonst so raue Landschaft zudeckt und so mächtig die tanzenden Lichter, am Himmel der dunklen Nacht.

Doch irgendwann ist auch dieses Schauspiel vorbei, der Wind und die Kälte zehren an den Kräften. So fällt man schon bald nachdem man sich aus all den Winterkleidungsschichten gekämpft hat, glücklich und zufrieden ins Bett. Immer wieder zieht es uns dorthin. In die lange Nacht des Nordens.

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