Sagenhafter Fang: Fliegenfischen am Trollforsen
»Könnt ihr das hören?« Jonas und Erik schauen ihren Angelguide Michi erwartungsvoll an und spitzen die Ohren. Etwas liegt in der Luft. Das spüren alle. Ein dumpfes Raunen und ein leises Flüstern dringen zwischen den Fichten und Kiefern hervor. »Das ist das Vermächtnis der Trolle«, erklärt Michi: »Vor uns liegen die Trollforsen – die mächtigen Stromschnellen des Piteälven. Es heißt, die Ufer des wilden Flusses werden seit Urzeiten von Trollen bewohnt, die Lapplands Geheimnisse hüten.«
Der zwölfjährige Jonas grinst seinen zwei Jahre jüngeren Bruder an. In ihren Sommerferien im Norden von Schweden Trolle zu treffen, damit hatten die beiden nicht unbedingt gerechnet. Zusammen mit Vater Kai sind sie für einen Angelurlaub nach Schwedisch Lappland gekommen. Nachdem sie in den ersten Tagen an den ruhigen Zuflüssen des Piteälven gefischt haben, soll heute an der wildesten Stelle des schwedischen Nationalflusses der große Fang gelingen.
Über 400 Kilometer schlängelt sich der Strom von der Grenze Norwegens bis nach Piteåa, wo er in das Baltische Meer mündet. Die Trollforsen bilden dabei den landschaftlichen Höhepunkt. Auf einer Strecke von 800 Metern peitscht das Wasser über Felsen und Klippen und bildet dabei eine der größten Stromschnellen Europas. Während Jonas schon Rute und Kescher bereithält, zieht Erik seine Angel noch von der Halterung des schwarzen VW Buses. Jonas hat vor kurzem mit seinem Vater einen Kurs im Fliegenfischen gemacht und ist seitdem begeisterter Fliegenfischer. Auch Erik angelt schon seit er auf den Beinen stehen kann – allerdings am liebsten mit der Spinnrute.
Blick auf den tosenden Strom
Als auch Michi und Kai startklar sind, breitet sich eine Welle der Vorfreude und Aufregung aus. Der Weg zu den berüchtigten Stromschnellen führt durch einen kleinen Kiefernwald. Die Brüder springen nebeneinander her und übertreffen sich gegenseitig in ambitionierten Fangprognosen. Dann tritt die Gruppe hinaus auf eine Lichtung. Vor …