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Mit Opa im Gepäck an Islands Ostküste

Bei diesem Island-Trip wollen Maik und Vivien alles anders machen. Nicht höher, weiter, schneller heißt die Devise. Mit ihrem Großvater and Bord lassen sich die NORR-Leser entspannt treiben und entdecken die Ostküste von einer anderen Seite.

Wer schon einmal in Island war, egal zu welcher Jahreszeit, kennt sie, die perfekt ausgestatteten Outdoor-Touristen. Aber bei unserem jetzigen Trip gehören wir nicht dazu … zumindest nicht komplett.  Diesmal geht es uns bewusst nicht darum, die härteste Herausforderung zu suchen. Nicht höher zu kommen, weiter zu laufen oder schneller da zu sein. Wir wollen uns einfach treiben lassen –  ohne Ziel, ohne Anspruch – und Island einmal von der entspannten Seite kennenlernen, ohne tagelang den harten klimatischen Bedingungen ununterbrochen ausgeliefert zu sein. Und wir werden uns noch mehr in das Land verlieben. Eben anders.

Hier und Jetzt

Wieder einmal stehen wir in Keflavík am Flughafen, haben Freudentränen in den Augen und unsere Lungen sind zum Bersten gefüllt mit der wundervoll klaren isländischen Luft. Es regnet, was auch sonst … Es wird dieses Mal nicht nur entspannter, sondern auch bequemer werden, schließlich haben wir den Outdoor-unerprobten Opa im Gepäck. Unser klappriger Mietwagen ist die erste Herausforderung, mal sehen ob die Heckklappe den Trip übersteht. Wir sind in Richtung Austurhluti unterwegs, in den östlichen Landesteil. Reykjavik überfordert sehr schnell. Wir wollen lieber Schafe sehen als zu viele Menschen und raus aus dem Stress der Stadt – mit genug Skyr im Gepäck geht es am nächsten Morgen los. Flüsse, kleine Seen und diese unendliche Weite – jetzt sind wir wirklich endlich angekommen im Hier und jetzt. Ob geflutete Vulkankrater, Schafherden auf der Straße oder der sich nicht lichten wollende Nebel. Island präsentiert sich von seiner märchenhaften Seite. Wir passen uns der Schafsmentalität an und genießen jeden Moment. Zumindest solange, bis sich der Keksvorrat dem Ende nähert, denn die Elfen hier sind ganz schon gefräßig und schon bald ist die Ration drastisch dezimiert.

Gletscherabenteuer

Wir fahren an dem verzaubernden Seljalandsfoss-Wasserfall vorbei. Der Sprühnebel macht unsere müden Augen wieder munter. Wir gönnen unseren Füßen im kleinen Bachlauf nebenan eine Entspannung im eiskalten Wasser. Bald wird es dunkel und es ist Vollmond. Unbeschreiblich schön. Später in Vík liegen die Nebelschwaden über dem pechschwarzen Lavastrand wie Zuckerwatte, sie scheinen an den Felswänden und den drei Trollen festzukleben, die Möwen fliegen tief. Wir sind in einer anderen Welt. Am nächsten Morgen ist Trailrunning angesagt. Es herrscht starker Wind. Wettertaugliche Kleidung ist hier mehr als nur das A und O. Sie wird auch unter diesen komfortablen bis gemütlichen Bedingungen zu unserem treuen Begleiter. Das merkt auch unser Opa spätestens beim Erklimmen eines „kleinen Hügelchens“. Den Gaskocher im Gepäck und Proviant für ganze Heerscharen ausgerüstet, geht es durch den Vatnajökulsþjóðgarður. Die Moosfelder, dicker und weicher als jede Matratze, sind vor allem barfuß zwischen den Zehen eine Erfahrung wert. Dann bricht endlich der Himmel bricht auf. Und da sind sie, die Gletscherausläufer.

Wie im Traum

In den teilweise 200-300 Meter tiefen Seen davor liegen Eisberge so blau, dass es fast scheint, als seien sie von innen beleuchtet. Es ist so kalt, dass mein Lopi daran festfriert aber so wunderschön,  dass wir uns zumindest auf die leicht zugänglichen Eisberge trauen und darauf rumtollen, kleine Stücke davon in den Händen schmelzen lassen und mindestens 1000 Jahre altes klares Wasser trinken. Dann suchen wir uns einen windgeschützteren Bereich, um dort Kaffee und Tee aus Gletscherwasser zu kochen.

Als dann im Gletschersee, nur ca. 70 Meter unter uns, die Robben anfangen miteinander im Wasser zu spielen, ist der Tag wirklich mehr als gelungen. Da glänzen selbst Opas Augen vor Freude, trotz der eisigen Kälte und der heraufziehenden Schlechtwetterfront! Als wir abends erschöpft in unsere Schlafsäcke sinken nehme ich mir vor, am nächsten Tag Schafe zu streicheln. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie leider wesentlich wendiger als ich in diesem Gelände sind, und so muss ich wohl weiter mit meinen Lopi kuscheln – natürlich „Made in Iceland“.