Mikko Lagerstedt

Finnische Einsamkeit
09 Dezember 2015
In den Wintermonaten, dann, wenn sich die Dunkelheit über das dünn besiedelte Finnland legt, Schneestürme hereinbrechen und sich die Bewohner samt ihrer Gedanken in Einsamkeit zurückziehen, schießt Mikko Lagerstedt seine schönsten Fotos. »
“Mein Ziel ist es, die Emotionen des Ortes einzufangen”, erklärt der 32-jährige Fotograf aus Kerava in der Nähe von Helsinki. Er sieht Einsamkeit als ein wichtiges, nicht unbedingt negatives Thema in Finnland. Die Motive seiner Serie Alone entführen in ein düsteres, aber auch melancholisch wunderschönes Land, in dem sich Alkoholismus und Depression als gesellschaftliche Probleme mit der winterlichen Finsternis über die Landschaft und viele ihrer Bewohner legen. In den Bilder gehe es aber nicht nur um die dunklen Momente an sich, es gehe vor allem um “die Art und Weise, wie wir mit dieser umgehen, wie wir unsere Gedanken und Sorgen an uns heranlassen”. Ein sich wiederholendes Motiv sind die tiefschwarzen Umrisse eines einzelnen Mannes, der wie aus dem Nichts heraus am nebligen Horizont aufzutauchen scheint.
Als Grund für die mystische Düsternis, die seinen Bildern innewohnt, vermutet Lagerstedt den Verlust seines besten Freundes in jungem Alter, der sich als unterbewusstes Gefühl in seine Aufnahmen einschleicht. Überhaupt zur Fotografie gekommen sei der Finne durch einen simplen Zufall. An einem verregneten Sommerabend machte er sich auf zum Ferienhaus seiner Verwandten. In dem Moment, als sich der Himmel aufhellte, der Nebel sich aus den Felder erhob und die Sonne langsam zwischen den Wolken hervorlugte, stoppte Mikko Lagerstedt am Wegesrand, um das Naturschauspiel zu genießen. Hier spürte er zum ersten Mal das Verlangen danach, solche Momente, aber vor allem solche Gefühle, festzuhalten. Seitdem zieht es ihn immer wieder hinaus in die wilden Weiten seines Heimatlandes, in dessen unberührte Natur, die durch ungewöhnliche Lichtverhältnisse und sein fotografisches Talent eine wahrhaft magische Aura erhält.