
Wandern ist in Schweden so beliebt wie nie zuvor. Wer als Anfänger Orientierungshilfe sucht, findet sie bei Angeliqa Mejstedt. Mit ihrem Wanderblog hat sie den Begriff »Hikefulness« geprägt.
Eigentlich war Angeliqa Mejstedt ja ganz zufrieden, aber irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass irgendetwas fehlte. Ihr Job in dem großen Industriekonzern, wo sie für Personal und Marketing zuständig war, machte Spaß und war abwechslungsreich.
Aber der Preis war hoch: Hohe Arbeitsbelastung, Leistungsdruck, Stress. Als sie merkte, dass sie sich auf ihre freien Tage mehr freute als auf die Arbeit, nahm Angeliqa alle ihre Überstunden und ihren gesamten Resturlaub und begab sich auf eine monatelange Wanderung auf dem spanischen Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
Das war der Wendepunkt in ihrem Leben. 2016 stieg sie schließlich aus ihrem Job aus, machte sich selbstständig und betreibt heute den äußerst erfolgreichen Wanderblog Vandringsbloggen.
»Ich wusste, ich war glücklich, wenn ich in der freien Natur unterwegs sein durfte. Als Kind nahm mich meine Großmutter oft auf Wanderungen mit, bei denen wir Beeren und Pilze sammelten. Sie wusste einfach alles über Wildpflanzen.« Diese Liebe zum Wandern als Erwachsene wiederaufleben zu lassen, wurde Angeliqa zunehmend um Bedürfnis und schließlich unverzichtbar.
Inzwischen begeistert sie über ihren Blog, Vorträge und eine neu gegründete Community auch andere für die freie Natur und fürs Wandern. Heute hat sie einen Vollzeitjob mit einer Beschäftigung, für die sie früher nur im Urlaub und am Wochenende Zeit hatte.
Dieses Jahr gab es einen richtigen Wanderboom in Schweden, ist das deine Schuld?
Haha. Nein, so etwas würde ich nie für mich in Anspruch nehmen. Das Tolle an einer Wanderung ist, dass es so einfach ist, sie nach eigenem Geschmack zu gestalten. Du kannst dich richtig anstrengen oder es ruhig angehen lassen, mit oder ohne Gepäck wandern, dir in einer Fjälltstation ein dreigängiges Menü vorsetzen lassen oder bei dir um die Ecke wandern und dich komplett selbst versorgen.
Was steckt deiner Meinung nach hinter diesem Trend?
Ich denke, das hat viel mit den neuen Technologien und den steigenden Anforderungen im Berufsleben zu tun. Wir machen immer mehr Multitasking, sind ständig online. Aber auf dem Wanderweg kann man das Handy ausschalten und in eine ganz andere, wunderbare Welt eintauchen. Wenn wir die Natur so wahrnehmen dürfen, können wir ganz einfach abschalten. Ich denke, viele suchen einen Ausgleich – das, was ich als »Hikefulness« bezeichne: ganz im Moment des Wanderns aufzugehen.
Welche Fragen werden von deinen Bloglesern am häufigsten gestellt?
Meist geht es um ganz konkrete Dinge: Wo soll man wandern, was soll man mitnehmen usw. Aber eigentlich stehen die fachlichen Details gar nicht so sehr im Vordergrund. Vielmehr scheint es den Leuten wichtig zu sein, dass es beim Wandern stattdessen um Emotionen und Erlebnisse geht. Sie wollen wissen, wie es draußen in der freien Natur ist, und das will ich vermitteln.