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Kurs Spitzbergen – Ein Segelabenteuer im Polarmeer

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Segeln ist Mats Grimsæths Leidenschaft. Vom Wasser aus hat man einen anderen Blick auf die Natur, sagt er – und legt an Orten an, die sonst kaum zu erreichen sind. Spitzbergen ist so ein Ort. In NORR erzählt der 22-jährige Norweger, wie er als jüngster Skipper die Inselgruppe umrundete.

Einsam liegt Spitzbergen im arktischen Ozean, nur rund 1 000 Kilometer vom Nordpol entfernt. Eis und Wind prägen die Inselgruppe. Doch die kühle Küste schmilzt. Seit einigen Jahren ist es möglich, Spitzbergen im Sommer zu umsegeln – je nach Eislage. Der Fotograf Mats Grimsæth ist mit 22 Jahren der jüngste Skipper, dem dieses Abenteuer nun gelungen ist. Eine eisige Expedition in eine unwirkliche Welt, bei der das Treibeis nur eine von vielen Herausforderungen für das junge Multitalent war.

Mats, du bist gerade zurück von deiner Spitzbergen-Umsegelung. Wie kam es dazu?

Es war schon immer mein Traum, Spitzbergen zu umrunden. Vor ein paar Monaten hatte ich das Angebot bekommen, als Skipper eine Segeltour um Spitzbergen zu begleiten. Das war für mich als Fotograf, aber auch als Skipper eine große Herausforderung. Ich hätte nicht gedacht, dass ein so ferner Traum schon so früh in meinem Leben in Erfüllung geht.

Du warst mit Abstand der Jüngste an Bord – und das als Kapitän. Haben deine Mitsegler dich überhaupt ernst genommen?

Ja klar, es blieb ihnen aber auch nichts Anderes übrig. An Bord sehen die Segelschüler uns Skipper ja zum ersten Mal. Natürlich sind manche zu Beginn etwas skeptisch. Nach ein paar Tagen auf See fragen dann die Ersten: »Mats, wie alt bist du eigentlich?«. Aber es spielt dann keine Rolle. Zusammen sind wir ein Team, egal wie alt wir sind. Die älteste Seglerin an Bord war fast 70 Jahre alt – das zeigt doch wunderbar, man ist nie zu alt oder zu jung für so eine Tour.

Als Expeditionsleiter hast du die oberste Verantwortung – von der Kontrolle des Wetterberichts über die Route bis zum Speiseplan. Ist es nicht schwer, alles im Blick zu haben?

Na klar, niemand will am Polarkreis unterwegs sein, ohne ausreichend Proviant an Bord zu haben. Es kommt auf die richtige Vorbereitung an. Ich hatte zwei erfahrene Skipper an meiner Seite, die mich bei vielem unterstützt haben. Und auch von meinem Vater konnte ich einiges lernen. Alleine ist so eine Reise kaum zu schaffen.

Was war die größte Herausforderung?

Auf jeden Fall das Treibeis. Noch eine Woche vor dem Trip wäre es gar nicht möglich gewesen. An den Tagen, bevor es losging, war ich sehr nervös. Ich habe bezweifelt, dass wir es schaffen können.

Es hat dann geklappt – auch mithilfe einer Drohne, die du mithattest, um das Eis zu testen. Wie hat das funktioniert?

Ich habe die Drohne steigen lassen, wenn wir viel Treibeis vor uns hatten. So hatten wir eine Art Ausguck und ich konnte dem Skipper genau sagen, wo wir einen guten Weg durch das Eis finden. Dann sind wir der Drohne gefolgt – und nebenbei konnte ich von dort oben auch jede Menge atemberaubende Fotos machen.

Du arbeitest ja auch als Fotograf. Wie gelingt es dir denn, Fotos zu machen und gleichzeitig den richtigen Kurs beizubehalten?

Fotos habe ich nur dann gemacht, wenn ich nicht gerade Schicht hatte. Beides gleichzeitig klappt nicht. Außerdem nehme ich die Kamera nur dann zur Hand, wenn ich Lust dazu habe. Am wichtigsten ist, diese unglaubliche Natur zu genießen. Aber Fotos mit nach Hause zu bringen, ermöglicht es auch, anderen zu zeigen, was für ein gewaltiger Naturschatz dort oben liegt.

Ein schwindender Schatz, wenn das Eis mehr und mehr zurückgeht. 

Stimmt! Wir konnten regelrecht spüren, wie das Eis schmilzt. Als wir entlang des Bråsvellgletschers segelten, sahen wir riesige Wasserfälle, die aus dem Eis sprudelten. Unsere Seekarte zeigte uns an dieser Position an, dass wir eigentlich an Land wären. Je mehr ich in der Natur segele, desto mehr liegt mir daran, sie zu bewahren. Dort oben auf Spitzbergen kann man die Klimaveränderungen bestens beobachten.

Als du von deiner Reise zurückgekommen bist, hast du berichtet, dass dir die Natur so unwirklich erscheine. Was meinst du damit?

Die Landschaft da oben ist wie in einer anderen Welt. Wild, unberührt und atemberaubend schön. Wir sahen Eisbären, Rentiere und Blauwale, die mächtigsten Tiere der Welt. Beim Segeln durch das Eis ahnten wir: »Vor uns liegt nur noch der Nordpol«. Kurz nachdem wir den 80. Breitengrad überquert hatten, haben wir an einer perfekten Eisscholle angelegt, eine Flasche Champagner geploppt und gefeiert, was wir geschafft hatten. Ein unwirklicher Moment. Wenn du mich fragst, sollte dieses Erlebnis auf jede »Bucket List«.

Wie sieht es mit deiner »Bucket List« aus – welche Ziele hast du nun vor Augen?

Mit dem, was ich jetzt mache, geht für mich ein Traum in Erfüllung: meine Erfahrungen im Segeln weiterzugeben, in der Natur unterwegs zu sein und zu fotografieren – die raue Natur zieht mich einfach an.

 

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