
Casper Steinfath hatte als Kind panische Angst davor, seinen Kopf unter Wasser zu tauchen. Heute zählt der Däne zu den besten Stand Up Paddle Surfern der Welt. Das Meer half ihm, seine Ängste zu überwinden.Wellenreiten ist nicht wie Rad fahren oder tanzen. Es lässt sich nicht für nächste Woche um drei Uhr nachmittags planen. Entweder sind die Wellen gut, oder sie sind es nicht. Der 23-jährige Casper Steinfath empfindet Demut, wenn er draußen ist. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze. Gerade auf dem Meer kann er nicht viel selbst bestimmen. Er trifft lediglich die Entscheidung, ins Wasser zu gehen und mit dem Spiel zu beginnen.
Immer auf der Suche nach Tiefschneeabfahrten oder guten Surfspots ist Caspers Familie viel unterwegs und bereist die ganze Welt. Im Winter lebt er mit seinem Vater Mike, seiner Mutter Sus und seinem kleinen Bruder Peter in den französischen Alpen. Noch bevor Casper laufen kann, schnallt sein Vater ihn vor sich aufs Snowboard. Als er das erste Mal auf eigenen Skiern steht ist er gerade mal zwei Jahre alt. Casper und Peter wird früh beigebracht, in der ganzen Welt zu Hause zu sein und sich nicht nur in der eigenen Kultur heimisch zu fühlen. Sie lernen, in der Natur zu spielen und das Spiel entscheiden zu lassen, was passieren wird. Und sie erfahren, wie wichtig ein enger Familienzusammenhalt ist, um sich gegenseitig immer wieder Mut zu machen und ihre persönlichen Leidenschaften zu verfolgen.
Abenteuerspielplatz Cold Hawaii
Anfang der 90er-Jahre kaufen Caspers Eltern ein Haus in Klitmøller in der Region Thy, dem abgelegensten Teil der dänischen Westküste. Viele der älteren Einwohner von Klitmøller, das früher einmal ein bedeutendes Fischerdorf gewesen ist, haben am Anfang nur wenig Verständnis für Caspers Familie. Das Meer ist in ihren Augen eine Speisekammer und keine Spielwiese. Bei vielen herrscht die Angst vor, man würde von einer unsichtbaren Kraft in die Tiefe gezogen werden, wenn man sich zu weit hinaus auf den Ozean wagt. Und obwohl Caspers Eltern passionierte Surfer sind, hat auch Casper zu dieser Zeit panische Angst davor, seinen Kopf unter Wasser zu tauchen. Sein Bruder Peter ist es, der ihn immer wieder überredet, mit ihm nach draußen aufs Wasser zu kommen.
Das Hobby wird zur Passion
Mit neun Jahren steht Casper das erste Mal alleine auf einem Surfboard und beginnt, sich seinen Ängsten zu stellen. Er taucht ein. Als er seine bis dahin größte Welle des Lebens reitet, wird er gepackt von einer Faszination und dem Wissen, in dieser Sekunde seiner ganz persönlichen Leidenschaft das erste Mal richtig begegnet zu sein. Eine Passion, für die er fortan alles geben wird. Diese Passion ist für ihn auch der Grund, wieder aufzustehen, wenn er vom Brett fällt. Er glaubt auf einmal daran, dass er etwas sein kann und eine Bedeutung hat.
Zu dieser Zeit geschieht auch in Klitmøller langsam ein Paradigmenwechsel. Immer mehr Menschen interessieren sich für Wassersport. Neue Surfer kommen in die Region. Mit seinen 29 registrierten Surfsports wird Thy international als »Cold Hawaii« bekannt.
Paddeln gegen schlechte Laune
Casper kann von nun an an nichts anderes mehr denken als an gute Wellen und wann er wieder surfen gehen kann. Um nicht verrückt zu werden, weil sich der Küste tagelang keine surfbare Welle nähert, probiert er mit 14 Jahren das Stand Up Paddeln aus. Er liebt es, auch bei ruhiger See stundenlang auf dem Wasser zu sein und zu paddeln. Mit 15 nimmt er zum ersten Mal am SUP Weltcup in Hamburg teil. Seither hat er sich immer weiter nach vorne gepaddelt und viele internationale Wettkämpfe gewonnen.
Casper verbringt nur noch die Sommermonate in seiner Heimatstadt Klitmøller. Die restliche Zeit des Jahres ist er auf Hawaii, in Japan, Nordamerika oder Südamerika unterwegs, trainiert und fährt Wettkämpfe. Zurzeit befindet sich Casper bereits auf Platz drei der SUP-Weltrangliste – als einziger Däne. Dank seiner großen Erfolge hat sich Dänemark als erstes Land für die »Copencold Hawaii« 2017 bei der International Surfing Association beworben. Und 2015 feierte die Dokumentation Standing on Water über Caspers Weg zum Erfolg von Peter Alsted und Kristoffer Hegnsvad auf Film- und Surffestivals in aller Welt Premiere.