
Noch vor einer Woche haben wir ”Zug um Zug – Skandinavien” gespielt und Strecken in den hohen Norden gebaut. Jetzt sitzen wir tatsächlich im Nachtzug nach Kolari, dem nördlichsten Bahnhof Finnlands.
Beziehungsweise liegen. Im Abteil wiegt uns das sanfte Ruckeln in den Schlaf. Ab und zu blitzen Lichter eines Bahnhofs auf, dann schlummern wir weiter. Erst am Morgen richten wir uns auf und blicken hinaus: Verschneite Birken- und Fichtenwälder ziehen vorbei, dann weite, schneebedeckte Moore. Und das Frühstück? So finnisch wie es nur geht: Porridge mit Blaubeeren und eine große Tasse „Kahvi“. Denn die Finnen sind Weltmeister im Kaffeetrinken.

Finnisch-Lappland!
Gegen Mittag rollen wir in Kolari ein. Während die meisten Mitreisenden in die Skibusse steigen, nehmen wir einen anderen Weg: Eine einsame Blockhütte am Grenzfluss Muonionjoki wartet auf uns. Bevor wir losfahren, stärken wir uns noch im örtlichen Gemeindehaus – dem wohl bodenständigsten Restaurant der Region. Auf dem Teller: „Pinaattikeitto“, Spinatsuppe. An der Selbstbedienungstheke verwickelt uns die freundliche Wirtin in ein Gespräch über finnischen Kaffee und Polarlichter. „Wenn es noch kälter wird, seht ihr bestimmt welche!“

Unsere Hütte, ein traditionelles Mökki aus dicken Baumstämmen, steht tief verschneit am Waldrand. Von hier sind es nur wenige Schritte bis zum zugefrorenen Grenzfluss – auf der anderen Seite liegt Schweden. Diese Weite! Während wir unser Gepäck verstauen, schnappen sich die Kinder Plastikschlitten und sausen juchzend einen Schneehügel herunter. Abends lodert das Feuer in der Sauna, die Mutigen kühlen sich mit einem beherzten Sprung in den Schnee ab.
Langlauf zwischen Wäldern und Wildnis-Cafés
Finnland ohne Langlauf? Unvorstellbar! Ylläs ist das größte Langlauf-
gebiet Finnlands, mit 330 gespurten Loipenkilometern, von denen 38 nachts beleuchtet werden. Anfänger und unerfahrene Läufer schätzen die flachen Loipen über die zugefrorenen Seen oder durch flache Tundra.

Im charmanten Outdoor-Equipment-Verleih „TunturiFlow“ in Ylläsjärvi gibt es nicht nur Skier, sondern auch Insider-Tipps für die perfekte Tour. Unsere Route führt uns durch einen lichten Winterwald hinaus in die Weiten der verschneiten Moore. Vor uns glitzert der Schnee unberührt, hinter uns zieht sich die frische Spur durch die weiße Stille.

Ein Ziel für die Pause ist schnell gefunden: ein „Wilderness Café“ direkt an der Strecke. Dort gibt es fluffige „Voisilmäpulla“ – Butter-Hefeteilchen mit Kardamom – und natürlich Kaffee. Zum Café gehören auch zwei zahme Rentiere, die sich mit Flechten füttern lassen. Zurück geht es leichter, bergab. Gut so, denn die Sonne steht um 16:30 Uhr schon tief. Auf der schwedischen Seite des Flusses ist es noch eine Stunde früher. Doch unser Tag endet sowieso nach finnischer Tradition – mit einem ausgiebigen Saunagang.

Schneeschuhwandern mit Aussicht
Am nächsten Morgen schnallen wir Schneeschuhe an. Der Zweck von Schneeschuhen ist, dass es einfacher ist, auf losem, tiefem Schnee zu gehen, da das Gewicht auf eine größere Fläche verteilt wird – je größer die Fläche, desto besser trägt der Schnee. Ylläs bietet etwa 50 Kilometer markierte Schneeschuhwanderwege. Man braucht keine Vorkenntnisse und auch für Kinder ist Schneeschuhwandern geeignet. Wir steigen hinauf ins Fjäll. Der Weg führt durch knorrige Birken, schmale Tannen und schließlich hinauf zu einer Kuppe mit Blick auf die endlose, verschneite Landschaft. Atemberaubend!

In einer kleinen Café-Hütte probieren wir Schokobiskuitrolle mit Moltebeeren – Nordic Berry! Zurück wandern wir im Schatten des Berges. Der Wind wird kälter, doch das unermüdliche Stapfen hält uns warm.

Auf dem Heimweg erleben wir die nordische Rush Hour: Zwei Rentiere trotten seelenruhig an der Straße entlang.

Abends, während wir uns in der Hütte aufwärmen, geschieht es: Erst graue, dann grau-grüne Schleier tanzen am Himmel. Nordlicht! Wir sprinten hinaus in den Schnee, staunen, fotografieren – und dann ist das Schauspiel plötzlich vorbei. Ein Moment für die Ewigkeit.

Hundeschlittenfahrt: Ein Traum auf Kufen
Lange haben wir nach einer familientauglichen Husky-Tour gesucht. Schließlich finden wir eine kurze Strecke, auf der ein Erwachsener lenkt, während ein Kind im Schlitten sitzt. Perfekt! Am Treffpunkt empfängt uns aufgeregtes Gebell. Die Huskys – eine Mischung aus Sibirischen und Alaskan Huskys – sind startklar. Während wir die Regeln lernen („Nie beide Füße von der Bremse nehmen!“), steigt die Aufregung. Dann geht es los – und wie! Die Hunde rennen mit voller Kraft durch die Winterlandschaft, es geht auf und ab, schneller und schneller. Fotografieren? Keine Chance! Erst nach der Fahrt gibt es die Gelegenheit für Kuscheleinheiten mit den flauschigen Athleten. Zurück in der Hütte genießen wir einen gemütlichen Kaminabend mit einem finnischen Krimi („Polarnacht“) und Glögi, dem würzigen Glühwein, der hier auch noch im Februar überall zu bekommen ist.

Ein Abschied mit Schaukelblick
Bevor es am Abend mit dem Nachtzug zurück nach Helsinki geht, haben wir noch einen letzten Stopp: Das Skigebiet Ylläs. Dieses erschließt die Hänge am Yllästunturi (719 m), einem der höchsten Berge der Region. Mit Hilfe der Lifte oder Gondeln (eine davon ist eine Sauna-Gondel!) erreichen die Wintersportler den Gipfel. Zum Skifahren und Snowboarden stehen 55 Kilometer Pisten zur Verfügung. Doch wir sind nicht zum Skifahren hier, sondern wegen einer Besonderheit – einer Schaukel auf dem Berggipfel. Der eisige Wind bläst uns ins Gesicht, doch das Gefühl, bei -15 Grad zu schaukeln und dabei über die verschneiten Weiten zu blicken, ist unvergesslich.

Schließlich flüchte ich doch in die Wärme des Skizentrums, während die Kinder noch einmal die 450 Meter lange Rodelbahn hinuntersausen. Dann ist es Zeit, zum nördlichsten Bahnhof Finnlands zurückzukehren. Der Nachtzug ruckelt los, wir kuscheln uns in die Decken. Glücklich und müde gleiten wir zurück in den Süden.


Wer das perfekte Reiseziel für einen Familienurlaub im hohen Norden sucht, ist in Ylläs genau richtig. Das Gebiet liegt 150 Kilometer nördlich des Polarkreises und ist mit seinem vielfältigen Angebot für die ganze Familie ein beliebtes Ferienziel. Mit dem Nachtzug kommt man entspannt von Helsinki nach Kolari.