
Es war einmal ein Bauernhof, der eingebettet in die Schärenlandschaft von Bohuslän an Schwedens Westküste schlummerte. Rund um die Farm taten sich Kühe am Gras gütlich und genossen dabei den Blick auf den glitzernden Fjord. Diese pittoreske Szenerie zog aber nicht nur die Wiederkäuer in ihren Bann.
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Zelten als Urlaubsaktivität war in den 1950er Jahren in Mode gekommen, und viele Leute fuhren mit ihren Familien hinaus, um in der Natur zu nächtigen. Immer mehr Menschen kamen von Nah und Fern und fragten, ob sie auf dem Wägga Nordgård ihr Zelt aufstellen dürften. Einige wollten von hier aus auf ein Kajakabenteuer in der Schärenwelt starten, andere hatten vor, die umliegende Küstenlandschaft zu bewandern.
Der Bauer Eijde Carlsson, dem die Farm gehörte, war selbst großer Outdoor-Enthusiast, schlug in seiner Freizeit ebenfalls gerne sein Zelt in der Natur auf und ließ die Campenden gewähren. So tummelten sich mehr und mehr bunte Baumwollzelte auf dem Wägga Nordgård – zwischen rötlich-grauen Granitfelsen, knorrigen Kiefern und Wacholderbüschen. Da die Nachfrage nach Stellplätzen kein Ende nahm und er es genoss, sich nach getaner Arbeit am Abend zu den Zeltenden zu setzen und zu plaudern, um sich über ihre Outdoorabenteuer zu informieren, gründete er im Jahr 1957 auf seinem Wägga Nordgård offiziell einen Campingplatz.
Camping ist eine wunderbare Möglichkeit, auf einfache und nachhaltige Weise mit der Natur in Kontakt zu kommen.
Zunächst nächtigten die Touristen umgeben von Milchvieh. Die letzten Kühe zogen 1987 aus und das Campingbusiness wurde zum Hauptgeschäft des Hofes, das später sein Sohn Ingvar übernahm. Heute ist Johannesvik Camping & Stugby der größte Campingplatz in der Gemeinde Sotenäs – mit etwa 350 Stellplätzen, 40 Hütten und zwei Glamping-Zelten. In der Hochsaison besuchen täglich etwa 1.500 Menschen den Campingplatz – mehr als in der vier Kilometer entfernten Stadt Smögen leben.
Von den Granitklippen oberhalb des Johannesvik Camping & Stugby können Melanie, Victoria und ich noch die rote Scheune der Farm erspähen. Sie ist ein Rudiment, das an den Milchbetrieb von damals erinnert. Unter uns breitet sich ein buntes Mosaik aus hippen Campervans, Wohnmobilen und Hütten aus. Eine dieser Stugas ist unser Domizil für die kommenden zwei Nächte. Während die Sonne den Horizont in orangefarbenes Licht taucht, lassen wir uns Kaffee und Zimtschnecken auf den Klippen schmecken. Das Meer zu unseren Füßen schimmert in tausend Blautönen. An uns wandert ein Paar mit großen Rucksäcken vorbei. Unten am Wasser ziehen fünf Paddler ihre Kajaks zurück auf den Strand und machen sich auf den Weg zurück zu ihrer Stuga.
Zwischen Juni und August nächtigt fast die Hälfte aller Touristen in Schweden auf einem Campingplatz. Camping ist seit vielen Jahren die meistgewählte Urlaubsform im Land. „Wir haben Gäste, die seit 45 Jahren hierher kommen und jetzt ihre Kinder und Enkel mitbringen. Man kann sagen, dass sie jeden Sommer hier aufgewachsen sind. Camping ist eine wunderbare Möglichkeit, auf einfache und nachhaltige Weise mit der Natur in Kontakt zu kommen. Sobald man aus der Tür tritt, kann man morgendliches Vogelgezwitscher, grünes Gras und blauen Himmel erleben. Viele unserer Gäste gehen nach wie vor von hier aus kajaken und wandern. Campen ist Sommer in Schweden“, sagt Pia Syversen, die zum Team des Johannesvik Camping & Stugby gehört.
Flackerndes Feuer und Sturmböen
Auch Melanie, Victoria und ich haben uns direkt von unserer Behausung aus ins Naturabenteuer gestürzt – und sind heute Nachmittag zu einer kleinen Klippenwanderung oberhalb des Johannesvik Camping & Stugby aufgebrochen.

Doch allmählich beginnt sich der Himmel zuzuziehen und stürmische Böen fegen über die zerklüfteten Klippen. Schwedens Westküste ist bekannt für ihre starken Winde. Durch den Einfluss von Hoch- und Tiefdruckgebieten ist das Wetter hier selten stabil. Die Region gehört zu den regenreichsten des Landes. Wir entscheiden uns, unsere Veggie-Burger lieber drinnen in der Grillhütte zu braten, die nur wenige Schritte von unserer Campingstuga entfernt liegt. Es fühlt sich fast an, als befänden wir uns in der Wildnis, als wir die trockene Rinde von den Holzscheiten schnitzen, um ein Feuer zu entfachen. Wir schnibbeln Tomaten und Gurken, rösten das Brot über den Flammen und braten die vegetarischen Frikadellen. Die prasselnden Flammen sorgen für eine heimelige Gemütlichkeit in der Hütte. Von draußen rüttelt der Wind an der Tür, als würde er ebenfalls gerne unserem Festmahl beiwohnen. Regen beginnt zu fallen, während wir uns unser Abendessen schmecken lassen. Noch lange sitzen wir in dem kleinen Häuschen, umhüllt von der behaglichen Wärme des Feuers. Als wir uns entscheiden, zu unserer Stuga zurückzukehren, werden wir von dem Sturm, der mittlerweile Orkanstärke erreicht hat, fast weggefegt. Ich bin dankbar, mich in diesem Moment in einem festen Unterschlupf zur Ruhe betten zu können.
Unerwünschte Notdurft im Gebüsch
Auch Torbjörn Backlund, der 60-jährige Besitzer vom benachbarten Campingplatz Ramsvik Camping & Stugby in Hunnebostrand, kann Geschichten aus alten Zeiten erzählen, als die Menschen noch wild rund um schwedische Bauernhöfe zelteten. Er hat den Betrieb 1999 von seinen Eltern Lars-Åke und Barbro Backlund übernommen. „Mama und Papa begannen 1958 mit dem Campinggeschäft in Ramsvik, sieben Jahre bevor ich geboren wurde“, erzählt Torbjörn, der von Kindesbeinen an alle seine Sommer dort verbracht hat. Der Campingplatz war ursprünglich ebenfalls das Land einer malerisch am Wasser gelegenen Farm. „Der Bauer Johan Carlsson, dem das Land gehörte, hatte irgendwann Probleme mit den unzähligen Campern, die an seinem Strand wohnten, ihre Notdurft im Gebüsch verrichteten und den Müll wegwarfen. Er selbst hatte kein Interesse, sich damit auseinanderzusetzen, aber er soll eine Anzeige in der Zeitung geschaltet haben, ob ihm jemand dabei helfen wolle“, erzählt Torbjörn.
Lars-Åke, damals 25 Jahre alt, sah die Anzeige und schloss sich mit einigen Freunden zusammen, um sich um das Campinggeschäft in Ramsvik zu kümmern. Sie stellten eine Trockentoilette, ein Waschbecken und einen Mülleimer auf und sorgten dafür, dass die Camper ihre Zelte an der richtigen Stelle errichteten – und bezahlten. Torbjörns Vater war auch einer der ersten, der Hütten auf einem Campingplatz errichtete. „In einer sehr regnerischen und kalten Nacht in den frühen 60er Jahren kam ein Campinggast und klopfte an das Zimmer, in dem meine Eltern schliefen. Er fragte, ob er dafür bezahlen könne, dass er und seine Familie ihr durchnässtes Zelt verlassen und in dem kleinen Telefonzimmer schlafen könnten, das wir damals hatten. Das durften sie natürlich, und sie mussten auch nicht dafür bezahlen – aber ich habe gehört, dass mein Vater danach nur schwer wieder einschlafen konnte. Als Unternehmer, der er war, war in dieser Nacht eine Geschäftsidee geboren“, erzählt Torbjörn.
„Beim Campingurlaub will man nicht nass und kalt werden. Papa fragte sich, ob man nicht ein trockenes, warmes Zelt bauen und vermieten könnte.“ Das Unternehmen hatte damals so gut wie keine finanziellen Mittel und konnte von der Bank keinen Kredit erhalten, also musste Lars-Åke die Hütten selbst zusammenzimmern. Sie hatten Strom, und es gab Betten mit Matratzen und Kopfkissen, aber sie waren nur fünf Quadratmeter groß. Im Laufe der Jahre wurden sie durch größere und komfortablere Stugas ersetzt. „Wir haben noch elf Mini-Hütten übrig, und viele Gäste bestehen darauf, jedes Jahr wieder in einer dieser zu nächtigen“, schmunzelt Torbjörn, der auch einen weiteren Grund für die vielen Campingübernachtungen in Schweden sieht: „Im heutigen digitalen, stressigen Leben schätzen Menschen den Campingurlaub gerade deshalb, weil es hier etwas langsamer zugeht. Auf einem Campingplatz herrscht auch eine soziale Wärme untereinander, die man in anderen Unterkünften, wie zum Beispiel Hotels, nicht findet. Hier fällt es einem leichter, andere kennenzulernen und sich vielleicht sogar für ein gemeinsames Outdoor-Abenteuer zu verabreden.“
Schweißtreibende Planänderung
Eigentlich wollten wir uns heute Morgen Seekajaks leihen, aber es weht weiterhin so heftig, dass wir uns dagegen entscheiden, mit den Booten ins Meer zu stechen. Beim Frühstücken schmieden wir neue Pläne und stehen wenig später mit geschnürten Wanderstiefeln parat.

Wir haben uns entschieden, einem Abschnitt des insgesamt 80 Kilometer langen Soteleden zu folgen – einem Fernwanderweg über die Halbinsel Sotenäs, der sich in der Nähe des Campingplatzes entlangschlängelt.
Vorbei an idyllisch gelegenen Villen führt der Weg hinein in einen knorrigen Urwald.
Vorbei an idyllisch gelegenen Villen führt uns unser Weg wenig später hinein in einen knorrigen Urwald. Sonnenstrahlen dringen durch die Bäume und lassen faszinierende Licht- und Schattenspiele entstehen. Es riecht feucht und erdig. Hier und da türmen sich imposante, moosbewachsene Felswände auf, an denen wir einen Moment ausharren, um sie zu bewundern. Bald gelangen wir auf Heideflächen, die von leuchtenden Blumen übersät sind. Der Geruch von süßen Blüten steigt uns in die Nase. Als wir einen Hügel überqueren, eröffnet sich vor uns plötzlich eine atemberaubende Aussicht auf die weite Küste. Gischt bricht sich an den Felsen, und das Blau des Meeres verläuft bis zum Horizont.

Wir stoßen auf die rötlich-braunen Granitfelsen, die durch die Eiszeit geformt wurden. Auf den von der Sonne angewärmten Steinen lassen wir uns nieder, um auf die offene See hinauszuschauen. Der stetige Wind trägt den Duft von Kiefern, Meeresalgen und dem weiten, offenen Ozean heran. Die emsigen Böen modellieren Melanie, Victoria und mir eigenwillige Frisuren ins Haar. Wir hören die Rufe eines Seeadlers, der hoch am Himmel kreist. Es scheint, als würden wir mit jedem Schritt auf diesem Weg tiefer hinein in die Wildnis gelangen. Und doch führt uns ein kleiner Pfad alsbald wieder auf den Campingplatz zurück, der inmitten dieser verzauberten Welt aus Klippen und Wäldern liegt.
Der Wind treibt weiter sein Unwesen, als wir uns nach der Wanderung am späten Nachmittag dazu entschließen, das Saunafloß, das unten am Strand vertäut ist, zu nutzen. Es schaukelt und schwankt, als wir uns in die Schwitzhütte setzen. Draußen zerren die Böen an allem, was nicht fest im Boden verankert ist, doch in der Sauna breitet sich langsam wohlige Wärme aus.

Mit Blick auf die schäumenden Wellen lassen wir den Tag Revue passieren, während uns zunehmend mehr Schweißperlen den Körper hinunterrinnen. Nach einer Weile treibt uns die Hitze hinaus – ein flinker Schritt über die knarrenden Planken, dann hüpfen wir ins Meer, dessen klirrende Kälte uns sogleich durch Mark und Bein fährt.

Das Skagerrak, durch das große Wassermengen aus der Nordsee ins Kattegat und weiter in die Ostsee fließen, ist deutlich kälter, als wir angenommen hatten. Als wir uns zitternd wieder an Land hieven, haben sich Salzkrusten auf unserer Haut gebildet.
Kurs auf den Kanal
Das Wetter an der Westküste ist nicht nur launisch und so manches Mal aufbrausend wie eine herrische alte Dame – es kann sich auch innerhalb weniger Stunden drastisch ändern. Diesem Phänomen wohnen wir bei, als wir am nächsten Morgen die müden Glieder aus den Betten strecken und aus dem Fenster linsen. Der Himmel ist strahlend blau, und die Sonne flutet die Klippen mit goldenem Licht. Voller Euphorie schnappen wir uns noch vor dem Frühstück unten am Sandstrand drei Seekajaks und paddeln in Richtung Süden.

Das uralte Bohuslängranit leuchtet in warmen Rottönen. Überall verstreut liegen kleine, unbewohnte Inseln. Die salzige Brise der schwedischen Westküste streift unsere Gesichter, während die Luft nach Algen und der würzigen Frische von Küstenkiefern duftet. Paddelschlag für Paddelschlag gleiten wir über die See. Über uns kreischen Möwen, und in der Ferne höre ich das leise, rhythmische Hämmern eines Fischers, der sein Boot an einem Steg vertäut. Wir nähern uns einer Bucht, an deren Ende sich der Sotekanal befindet – ein knapp fünf Kilometer langer Wasserweg zwischen Hunnebostrand und Smögen.
Vor seiner Einweihung im Jahr 1935 mussten die Schiffe an der Westküste von Ramsvik vorbeifahren und waren starken Strömungen, unberechenbaren Winden und vielen Felsen ausgesetzt. Immer wieder ereigneten sich Unglücke. Der Kanal wurde geschaffen, um eine sichere Passage für Boote zu ermöglichen. Ein Teil von Sotenäset wurde dadurch zu einer Insel abgetrennt – dem heutigen Ramsvik. Sein Bau diente auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme während der Wirtschaftskrise für arbeitslose Steinarbeiter in Bohuslän. Diese wurden bei den Grabungen unfreiwillig zu Archäologen – sie förderten spannende Relikte zutage, wie eine aus den Flügelknochen eines Singschwans gefertigte Flöte und das Vogelgerippe des seit 1840 ausgestorbenen Riesenalks.
Die Uferseiten des Kanals sind gesäumt von bewaldeten Hügeln. Hier herrscht quasi keine Strömung, und wir paddeln windgeschützt. Nachdem wir eine Zeit lang auf der klaren Oberfläche des Kanals entlanggleiten, gelangen wir zu einem winzigen, verwunschenen Steinhäuschen, das sich ein wenig verloren in die Felsen klammert. Die Mor Lena Stuga (dt. Haus der Mutter Lena) wurde im 18. Jahrhundert errichtet und soll Lena und ihren beiden Söhnen als Wohnstätte gedient haben. Die Familie lebte von den Erträgen des Meeres und sammelte Treibgut. Die Hütte ist nur wenige Quadratmeter groß, aus Feldsteinen gebaut und mit einem Grasdach versehen. Heute steht sie hier als Erinnerung an vergangene Zeiten. Besucher können einen Blick hineinwerfen und sich ein Bild vom einfachen Leben einer anderen Ära machen.
Vom Meer zu den Tafelbergen
Für uns ist es an der Zeit umzudrehen und zu unserer kleinen Stuga zurückzukehren. Denn heute Nachmittag geht es bereits zu einem weiteren Campingplatz: Mösseberg Camping & Stugby, nahe Falköping, inmitten weitläufiger Wiesen und dichter Wälder – auf der Spitze des 327 Meter hohen Mössebergs. Anders als Johannesvik Mösseberg Camping & Stugby, der zwar im Winter einige Hütten weiterhin vermietet, aber insgesamt in der kalten Jahreszeit deutlich ruhiger ist, legt seinen Fokus im Gegensatz dazu stark auf Winteraktivitäten wie Langlaufen, Skifahren und Snowboarden. Nur 200 Meter vom Platz entfernt befindet sich ein Skihang mit Lift. Doch auch viele Rad- und Wanderwege schlängeln sich durch das umliegende Areal.
Die Västgöta-Ebene wird von 15 Plateaubergen mit charakteristischen Hochebenen als Gipfel eingerahmt – zu ihnen gehört auch der Mösseberg. Die unterschiedlichen Eigenschaften der Tafelberggesteine verleihen der Landschaft hier eine abwechslungsreiche Flora, da sich auf diesen Böden oft ungewöhnliche Pflanzen besonders wohlfühlen. Der Mösseberg wurde im Mittelalter vor allem als Weideland und für den Ackerbau genutzt. Auf dem Hochplateau und an seinen Hängen grasten Schafe, Rinder und Ziegen. Heute sind Teile des Berges geschützt, um die Artenvielfalt zu bewahren, während andere Bereiche touristisch genutzt werden.
Ein Sprung ins kühle Nass
Nachdem wir unsere neue Campinghütte bezogen haben, schnüren wir erneut die Wanderstiefel – doch wir kommen nicht weit. Direkt an den Campingplatz angrenzend liegt ein kleiner See. Wir überlegen nicht lange, hüpfen hinein und schwimmen ein paar Runden, bevor wir uns am kleinen Sandstrand in der Sonne langmachen. Unsere morgendliche Paddelaktion hat offensichtlich ihre Spuren in den Muskeln hinterlassen – es tut gut, auf dem warmen Sand auszuruhen.

Hoch hinaus zu neuen Perspektiven
Später wandern wir durch saftige Laubwälder, in denen Buchen, Eichen und Ahornbäume ihre grünen Kronen in den Himmel strecken. Der von uns gewählte Pfad führt zu einem etwas in die Jahre gekommenen Vogelbeobachtungsturm. Der Gedanke, von dort oben den Blick über die Landschaft zu ergattern, reizt Melanie, Victoria und mich derart, dass wir alle drei zugleich auf das Konstrukt zustürmen. Doch schon bei den ersten Schritten auf den maroden Stufen schwankt das Gerüst furchterregend – und wir machen kehrt, um nicht mit dem gesamten Turm zu Boden zu gehen.
Die prasselnden Flammen sorgen für eine heimelige Gemütlichkeit in der Hütte.
Stattdessen machen wir es uns nach unserer Rückkehr in unserer neuen Campinghütte gemütlich. Wir kochen uns ein Dreigängemenü, lassen den Tag entspannt ausklingen und freuen uns auf das nächste Abenteuer.
Letzte Perspektiven & Klarheit
Wir gehen immer wieder in die Sauna und quatschen noch bis spät in die Nacht. Doch der Wunsch, von einem Turm über die Landschaft zu blicken, lässt uns nicht los – und so erklimmen wir am letzten Tag den 35 Meter hohen Mössebergstornet, ein historisches Bauwerk, das 1902 konstruiert wurde. Unter uns breitet sich die Landschaft von Västergötland aus. In der Ferne können wir die Tafelberge Billingen und Ålleberg erspähen. Der Blick ist gänzlich klar – sowohl auf die Natur als auch auf unser Abenteuer, das nun fast hinter uns liegt.

Camping – mehr als nur Zelten
Dass in Schweden seit den 1950er Jahren immer mehr Campingplätze aus dem Boden sprossen, liegt unter anderem an smarten – und oft selbst outdoorbegeisterten – Landwirten, die aus dem wilden Zelten ein Konzept machten, das auch ihnen neue Perspektiven eröffnete. Aber es zeigt vor allem, wie sehr sich immer mehr Menschen danach sehnen, der Natur ganz nah zu sein und mitten in ihr zu nächtigen. Camping schafft die Möglichkeit, auch bei Sturm ein Feuer zu entfachen – und am selben Tag sowohl ins Kajak zu steigen und in See zu stechen, als auch durch tiefe Wälder zu streifen. Die Wildnis? Die wartet oft schon direkt vor der Hütte.