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Der Lauf der Natur: Trailrunning in Skåne

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Immer mehr Läufer lassen den Asphalt hinter sich und suchen ihr Glück im Gelände. Auch der Chefredakteur von NORR wollte wissen, was dran ist, an diesem neuen Lauftrend. In einem südschwedischen Wald wurde er beim Trail Running von der Wirklichkeit eingeholt.

Dieser Morgen ist wie gemacht für eine Joggingtour. Die Vögel singen, was das Zeug hält, der Boden ist von einer dünnen Tauschicht bedeckt und es duftet nach Laub und Moos. Wir haben gerade unser Ferienhaus verlassen und laufen in einem relativ hohen Tempo durch den Wald Richtung Ryssberget, einem Naturreservat an der Grenze zwischen Schonen und Blekinge. Ein verschlungener Pfad windet sich zwischen den Buchen mit ihren geraden Stämmen und Laubkronen in luftiger Höhe hindurch. Doch die Natur scheint zu einer anderen Welt zu gehören, sie taucht nur kurz am Rande unseres Blickfeldes auf.

Wir sind erst fünf Minuten unterwegs, doch in meinem Kopf ist nur noch Platz für einen einzigen Gedanken: »Hören Josefine und Sara, wie doll ich keuche?«. Wir biegen in einen Schotterweg ein. Nach einigen hundert Metern versperrt uns ein Schlagbaum den Weg. Josefine bezwingt ihn mit einem Sprung, während ich um ihn herumgehe und aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren. Ein ganzes Wochenende Trailrunning liegt vor mir. In was bin ich hier eigentlich hineingeraten?

Dass Schweden in den letzten Jahren vom Lauffieber erwischt worden ist, kann kaum einem entgangen sein. Wenn ich mit dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause fahre, fühle ich mich manchmal wie am Drehort eines Science-Fiction-Films, in dem alle Fußgänger ausgestorben sind. Auch Jogger gibt es nicht mehr. Die Welt scheint nur noch aus ambitionierten Läufern zu bestehen. Ich selber bin von der Laufkrankheit bis jetzt verschont geblieben. Wenn es hoch kommt, laufe ich vielleicht einmal im Monat eine Runde durch den Park. Weil es irgendwie dazu gehört.Genau wie das Gerede über die berüchtigten Glückshormonen, die sich nach der körperlichen Anstrengung angeblich einstellen sollen. Ich habe diesen Endorphin-Kick immer zuversichtlich in die gleiche Kategorie wie das Ungeheuer von Loch Ness geschoben. Etwas, das eventuell an irgendwelchen unzulänglichen Plätzen existiert. Sehr wahrscheinlich ist es allerdings nicht.