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Mit dem Fatbike übers Eis: Wintertour im Schärengarten

Mit Schlittschuhen über das Meereis zu gleiten, ist in Skandinavien sehr beliebt. Warum nicht auch mit dem Fahrrad, dachten sich Richard und Sven und fuhren nach Südschweden, um die Probe aufs Exempel zu machen.

In Kråkelund werfen wir einen ersten Blick auf das Meereis. Es ist aufgebrochen, dicke Schollen reihen sich aneinander wie träge Flöße. Dahinter die offene Ostsee. Der Ort ist relativ exponiert – wenn es hier tragfähiges Eis gibt, sollten die Bedingungen zwischen den Inseln optimal sein. Wir fahren ein Stück landeinwärts und setzen unsere Räder an einer kleinen Bucht aufs Festeis. Vorsichtig tasten wir uns die ersten Meter vor. Im Uferbereich ist der Schnee wasserdurchtränkt, doch das Eis hält – es ist geradezu bombensicher. Je weiter wir hinausfahren, desto tiefer wird allerdings der Schnee. Wir kommen nur langsam voran, aber wir genießen dieses unbeschreibliche Gefühl, über eine gefrorene Meeresbucht zu rollen. Inzwischen haben wir ein gutes Gespür für die Eisverhältnisse und fahren bis in die Dunkelheit. Der bisher bewölkte Himmel klart auf, Sterne funkeln am Firmament. Die Temperatur sackt ab auf unter minus 10 Grad. Stille – nur das Knirschen des jungfräulichen Schnees folgt den spurenden Rädern. Als wir Hamnödjupet erreichen, legen sich Nebelschwaden über die weite Eisfläche. Ein Waldkauz ruft aus der Ferne – die Stimmung ist geradezu mystisch. Mitten auf dem Eis stellen wir unser Zelt auf. Wir haben ein Tipi dabei, das wir mit Eisschrauben windsicher verankern.

Wenn das Eis dünn wird

Am nächsten Tag erreichen wir eine Eisbrecherlinie. Die Schollen sind alle wieder zusammengefroren und wir rollen bequem hinüber. Danach biegen wir ab in eine schmale Pforte zwischen den Inseln Skavdö und Hamnö. Schärentypische Felsformationen säumen hier das Ufer. Dann auf einmal ein Knacken im Eis – ein Schrecken fährt mir durch die Glieder.»Dann auf einmal ein Knacken im Eis – ein Schrecken fährt mir durch die Glieder«
Ich stoppe abrupt und setze mein Rad langsam zurück. Mit einem Beil hacken wir ein kleines Loch und prüfen die Dicke: nur noch vier Zentimeter. In diesem Zustand trägt es noch, aber was, wenn es später noch dünner wird? Wir drehen um. Starker Schneefall setzt ein. Während wir weiter auf die Insel Eknö zusteuern, bläst uns der Wind die Schneeflocken ins Gesicht. Irgendwann ist die Schneeauflage so hoch angewachsen, dass wir nur noch schieben können. Uns wird klar: Wir müssen abbrechen und auf direktem Wege zurück zum Festland. Die nächste Siedlung ist noch etwa drei Kilometer entfernt. Doch schon nach 500 Metern werden wir erlöst: Ein Quadfahrer mit Anhänger nimmt uns mit bis ans Ufer. Wir lassen unsere Blicke noch einmal über das vereiste Meer gleiten. Dann satteln wir wieder auf und setzen unsere Winterradtour durch das schwedische Inland fort.