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Winter-Roadtrip nach Skandinavien: Tipps für deine Planung und Ausrüstung

Ein Wohnmobil-Roadtrip durch das winterliche Skandinavien ist zumeist gleichzeitig eine Reise in das kalte Winterwunderland im Norden Europas. Hier lässt sich der Winter mit viel Schnee und eisigen Temperaturen noch von seiner schönsten und ursprünglichen Seite erleben.

Die verschneiten Wälder und die zugefrorenen Seen bieten in dieser Zeit perfekte Voraussetzungen für Schneeschuh-Wanderungen, Skitouren, Fahrten mit dem Hundeschlitten, Ausflüge mit dem Schneemobil oder eine Fotosession unter tanzenden Nordlichtern. Allerdings sollte man die damit einhergehenden, teils extremen Wetter- und Straßenbedingungen in den nördlichen Regionen nicht unterschätzen. Insofern gilt es, sich auf einen Roadtrip zu dieser Zeit intensiv sowie langfristig vorzubereiten und unter anderem die folgenden Punkte zu berücksichtigen. 

Wer das erste Mal zum Wintercamping im Norden Europas aufbricht, ist zudem gut beraten, vorab bei einem winterlichen Probecamping in der Nähe seines Wohnortes erste Erfahrungen zu sammeln und dabei zu erkennen, was eventuell noch abzudichten oder zu isolieren ist.

1. Im Winter in Skandinavien unterwegs

Ist man im Winterhalbjahr mit dem Wohnmobil in Skandinavien unterwegs, sollte man auf jeden Fall Winter- bzw. Allwetterreifen nutzen und zusätzlich Schneeketten an Bord mitführen. Für längere oder wiederholte Touren in den Regionen nördlich des Polarkreises kann man zudem erwägen, für die Reise bei einem skandinavischen Reifenservice vorübergehend die regional üblichen Spike-Reifen aufzuziehen und anschließend dort wieder einzulagern.

Bei der Routenplanung muss überdies berücksichtig werden, dass um diese Zeit einige Pässe oder abgelegene Nebenstraßen aufgrund der Schneemengen bis in den Sommer gesperrt sein können. Besonders in Norwegen ist es üblich, einige von Schneeverwehungen oder durch Lawinen gefährdete Straßenabschnitte nur in Kolonne und mit einem sogenannten „Ledebil“ (Führungsfahrzeug von der Straßenbehörde) zu passieren. Bis die Kolonne zusammengestellt ist, kann es zu erheblichen Wartezeiten in eisiger Kälte kommen. Daher ist es ratsam, immer etwas Proviant sowie einige Decken an Bord und ausreichend Kraftstoff im Tank haben. 

Generell ist jederzeit, auch überraschend, mit extremen Bedingungen zu rechnen. Vor Fahrtantritt sollte man sich deshalb über die Wetterbedingungen und die Straßensituation in der Region informieren.

Hinweis: Speziell in den Ländern Schweden, Norwegen, Finnland sollte gleich nach der Einreise der zu dieser Zeit verwendete Polardiesel getankt werden, der aufgrund einiger Zusätze besser für extreme Temperaturen ausgelegt ist. 

Die Bestimmungen in den Ländern zur Winterreifenpflicht sind unterschiedlich. Hier findet ihr die entsprechenden Informationen: www.adac.de/verkehr/recht/verkehrsvorschriften-ausland/winterreifen-schneekette/)

2. Im Winter gilt: Stellplatz rechtzeitig buchen

Im Gegensatz zum Sommerhalbjahr ist die scheinbar unendliche Freiheit für Wohnmobil-Touristen sowie die damit einhergehende Spontanität weitestgehend eingeschränkt. Viele der öffentlichen und kommunalen Entsorgungs- und Versorgungsstationen sind von September bis Mai ebenso geschlossen, wie viele der kleinen Stell- oder Campingplätze. Daher ist es notwendig seine Route auch dahingehend entsprechend zu planen und sich frühzeitig zu informieren, welche Campingplätze ganzjährig geöffnet sind. Bei extremen Wetterbedingungen ist ein sicherer Platz mit einer guten Infrastruktur und Landstrom eine elementar wichtige Basis. 

Anders als im Sommer, ist es überdies im Winter durchaus üblich und auch gewünscht, sich rechtzeitig auf dem ausgewählten Campingplatz anzumelden. Oft wird daraufhin erst eine Parzelle vorbereitet, der Schnee geräumt oder mitunter auch das Sanitärgebäude vorgeheizt, wenn zu der Zeit keine anderen Camper anwesend sind.

Eine Auswahl ganzjährig geöffneter Plätze findet man auf den Seiten: www.nafcamp.no/de (Norwegen) oder: www.camping.se (Schweden). In Finnland muss man individuell recherchieren.

3. Van & Caravan: Ausrüstung beim Wintercamping in Skandinavien

Im Winter sollte man nicht nur sein Fahrzeug auf die entsprechenden Bedingungen in Nordeuropa vorbereiten, sondern auch die Ausrüstung anpassen bzw. um einige elementare Dinge erweitern. Für uns gehören auf einem Winter-Roadtrip durch Skandinavien folgende Gegenstände dazu: 

  • Starthilfegerät oder zumindest ein Starthilfekabel
  • Frostschutzmittel als Konzentrat für extreme Tiefsttemperaturen 
  • Schneeschaufel oder Klappspaten
  • Schneebesen
  • Schneeketten
  • Eiskratzer 
  • Isoliermatten bzw. Thermomatten für die Scheiben
  • Wasserkanister
  • zusätzliche Decken zum Isolieren 
  • Stirnlampen
  • gefütterte Arbeitshandschuhe
  • Heizlüfter 
  • Tropfschalen für die Schuhe

4. Das Wohnmobil gegen Kälte rüsten

Aus unserer Erfahrung kann man mit fast jedem Wohnmobil bei einer entsprechenden Vorbereitung und mit einigen Anpassungen zu einer wunderschönen Reise durch das winterliche Skandinavien aufbrechen – selbst wenn dort Temperaturen von -20° Celsius oder mehr herrschen. 

In welchem Umfang bzw. mit was für einem Aufwand man sich darauf vorbereiten muß, hängt dabei natürlich von der Bauart, Ausstattung und Bauform des jeweiligen Wohnmobils ab. Insbesondere die Besitzer eines Kastenwagens oder Vans stehen hier vor besonderen Herausforderungen, die sich aber unter anderem mit den folgenden Maßnahmen bewältigen lassen:

  • Fenster, besonders im Bereich des Fahrerhauses mit isolierenden Thermomatten von außen oder innen abdichten. 
  • Wenn möglich das gesamte Fahrerhaus mit seinen vielen Kältebrücken vom Wohnbereich abtrennen – zum Beispiel durch einen isolierenden Vorhang oder eine Decke
  • Die seitliche Schiebetür ebenso wie die Hecktüren durch Thermomatten oder zumindest Decken isolieren.
  • Unter der Matratze im Schlafbereich eine zusätzliche Thermodecke auf den Lattenrost legen.
  • Im Sitzbereich einen wärmenden, flauschigen Teppich auslegen, damit es fußwarm ist.

5. Gasversorgung und Heizen beim Wintercamping in Skandinavien

Wer sein Wohnmobil mit Gas beheizt, wird auf einer Wintertour natürlich einen wesentlich höheren Verbrauch haben. Daher sollte man immer einen ausreichenden Vorrat bzw. entsprechende Reserven an Gas mitführen, um jederzeit richtig heizen zu können. In gleicher Weise ist es ratsam, sich frühzeitig über den möglichen Austausch der leeren Gasflaschen oder die Möglichkeiten einer Befüllung zu informieren, da es hier in den einzelnen Ländern Skandinaviens erhebliche Unterschiede gibt.

Bei der Planung eines Gasverbrauchs kann man sich an der Faustformel orientieren, nach der eine 11 Kg Gasflachse etwa 2 – 3 Tage reicht. Natürlich hängt das maßgeblich von den Außentemperaturen sowie dem jeweiligen Fahrzeug und dem individuellen Heiz- oder Kochverhalten ab. Überdies ist zu berücksichtigen, dass Butan-Gas bei Minusgraden nicht verwendet werden kann und deshalb in Skandinavien auch kaum erhältlich ist. Insofern muss man gegebenenfalls auf die Verwendung entsprechender Propan-Gasflaschen umrüsten.

Wir nutzen im Winter zur Sicherheit – falls unsere Dieselheizung einmal ausfallen sollte – und aufgrund einer besseren Wärmeverteilung im Wohnmobil zusätzlich einen kleinen elektrischen Keramikheizlüfter. Und wenn es mal gar nicht anderes geht: Alles zusammenpacken und in Richtung der norwegischen Westküste aufbrechen – dort ist es durch das vom Golfstrom geprägte Klima meistens deutlich milder.

6. Der Kampf gegen das Kondenswasser im Winter

Natürlich soll im Winter die Kälte draußen und die Wärme drinnen bleiben. Aber viele Camper unterschätzen die Notwendigkeit einer regelmäßigen und intensiven Lüftung, obwohl gerade die kalte und trockene Luft bei der Erwärmung sehr viel Feuchtigkeit aufnimmt. Daher gilt: Um aus eurem Wohnmobil keine Tropfsteinhöhle zu machen, so wenig wie möglich dort kochen und mindestens zweimal am Tag alle Fenster und Türen wenigstens fünf Minuten lang aufreißen. 

7. Frostschäden im Wassersystem vermeiden 

Wenn das Wohnmobil nicht über frostsichere Wasser- und Abwassertanks verfügt oder man nicht den ganzen Tag heizen bzw. einen Frostschaden an der Wasseranlage riskieren will, sollte man diese im Winter nicht nutzen. Wir hantieren stattdessen lieber mit einem Trinkwasser-Kanister im Wohnraum und stellen einen Eimer unter den geöffneten Abwasserstutzen, damit das Abwasser nicht im geschlossenen Abwassertank einfriert. So lässt sich der im Eimer gefrorene Eisblock problemlos entsorgen oder man fügt dem Abwasser im Eimer etwas Frostschutzmittel hinzu. 

Ansonsten nutzen wir für alle anderen Verrichtungen, wie zum Bespiel zum Duschen, regelmäßig die Einrichtungen auf dem jeweiligen Campingplatz. Bei einer Wassertoilette kann wiederum ein Schuss Frostschutzmittel im Spülbehälter das Einfrieren verhindern, sodass ihr diese im eigenen Fahrzeug nutzen könnt.