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Mein perfekter Tag in Göteborg

Haga Nygata

Die NORR-Mitarbeiter sind Experten, was skandinavische Großstädte angeht. Stammkneipen, grüne Oasen, verborgene Perlen und verdiente Klassiker – die persönlichen Listen sind lang. NORR-Redakteurin Katja Gustafsson hat Göteborg besucht. 

Der Tag beginnt vielversprechend. Während die Straßenbahnlinie 3 vom Drottningtorget im Stadtzentrum rumpelnd auf die Avenyn, Göteborgs Prachtstraße, einbiegt und prompt im Stau festsitzt, beobachte ich das morgendliche Gewusel in Schwedens zweitgrößter Stadt bequem von meinem Panoramaplatz am Fenster. Die Möwen schreien und man kann eine leichte Meeresbrise erahnen, die vom Wasser heraufweht.

Nachdem sich der Verkehrsknoten gelöst hat, geht es weiter Richtung Westen. Die Straßenbahn 3 ist ein wohlbekannter »Geheimtipp« bei Einheimischen und Touristen, fährt sie doch vom Stadtzentrum vorbei an den schönsten Vierteln der Stadt – angefangen in Vasastan mit seinen Gründerzeithäusern und der Universität über den Järntorget, der am Wochenende Ausgangspunkt für feierlustige Menschen ist, die die Linnégatan einnehmen, nach Masthugget, einem traditionellen Arbeiterstadtteil mit einem eher spröden-alternativem Charme bis ins gemütliche Majorna mit seinen typischen Landshövdingehäusern. Das sind dreistöckige Wohnhäuser, bei denen die untere Etage aus Stein und die oberen beiden aus Holz bestehen. Hierhin verschlägt es mich bei jedem Besuch in der Stadt und so steige ich auch dieses Mal am Mariaplan aus und schlendere zum »Kafé Marmelad«, einem meiner Göteborger Lieblingscafés. Ich setze mich mit einem Cappuccino und einem Sandwich auf die Terrasse und genieße das Treiben.

Meeresluft und kaltes Wasser

Nach dem ausgiebigen Frühstück geht es mit der Straßenbahnlinie 11 vom Sannaplan aus weiter Richtung Saltholmen. Das Nette an Göteborg ist nämlich, dass die Stadt nicht größer ist, als dass man bequem mit der Straßenbahn zur Anlegestelle der Schärendampfer im südlichen Schärengarten fahren kann und mit dem gleichen Ticket auch die Dampfer benutzen darf.

Mein Ziel ist heute Vrångö, die südlichste Insel des Archipelags. Der nördliche und der südliche Teil von Vrångö ist seit 1979 Naturschutzgebiet. Zwei insgesamt acht Kilometer lange Rundwanderwege führen durch Wälder und die offene Landschaft mit einem tollen Blick auf die felsige Küstenlinie und das Meer. Nach einer halben Stunde auf dem Schärendampfer steige ich aus und gehe Richtung Kyrkogårdsviken (dt. Friedhofsbucht) auf der Ostseite der Insel. Ich habe rund vier Stunden Zeit, die Insel zu Fuß zu entdecken. Bald breiten sich die weißen Strände der Bucht vor mir aus. Ich genieße die Natur und die Tatsache, dass ich ohne Zeitdruck einfach etwas rumbummeln kann. Acht Kilometer sind in vier Stunden gut zu schaffen. Bevor ich die Fähre zurück in die Stadt nehme, gönne ich mir noch ein Bad – es ist erfrischend, um es positiv auszudrücken, und ich bin froh als ich wieder angezogen bin.

Picknick im Park

Zurück in Saltholmen fahre ich mit der Straßenbahn bis zum Masthuggstorget und schnappe ich mir ein Leihfahrrad von »Styr & Ställ« (dt. Steuern und Abstellen). Mein nächstes Ziel ist der Slottsskogen, Göteborgs Stadtpark, wo ich mit Freunden zum Picknick verabredet bin. Ich fahre die Linnégatan hoch und mache noch einen kleinen Abstecher ins »En Deli Haga« in der Haga Nygata, um noch ein paar vegetarische Leckereien für das Picknick zu kaufen.

Wir genießen die Nachmittagssonne auf unseren Decken und lassen es uns gutgehen. Leider verzieht sich die Sonne ziemlich bald und wir fahren mit dem Fahrrad wieder Richtung Haga, dem charmanten kleinen Stadtteil mit Holzhäusern und Kopfsteinpflaster, wo wir im »Hemma Hos …« (dt. Zuhause bei …) den Tag gemeinsam bei Wein und Tapas ausklingen lassen.

Die letzte Nacht verbringe ich im Designhotel Clarion Post, das im ehemaligen Göteborger Hauptpostamt eingezogen ist und direkt am Bahnhof liegt, bevor mich der Zug ziemlich früh am nächsten Morgen wieder nach Hause bringt. Doch bevor ich angenehm müde ins Bett falle, gehe ich noch einmal baden. Dieses Mal im wohltemperierten Pool auf der Dachterrasse des Hotels mit den funkelnden Lichtern der Stadt unter mir.