
Für das Kopfsteinpflaster sind unsere Wanderstiefel nur eines unzähliger Schuhwerke, die sich im Laufe der Jahrhunderte ihren Weg durch die schmalen Gassen Mariestads bahnten. Für Melanie, Victoria und mich aber fühlt es sich besonders an, in dicken Botten steckend und mit Rucksäcken ausgestattet, durch die beschauliche Altstadt zu stapfen. Am Dom von Mariestad beginnt der Biosfärleden, ein 140 Kilometer langer Wanderweg, der sich durch das Biosphärenreservat schlängelt, zu dem die Insellandschaft des Vänern mit dem Tafelberg Kinnekulle zählt.
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Wir sind fasziniert, als wir zwischen roten und gelben Holzhäuschen den in der Sonne glitzernden Vänern erspähen. Nur eine kann unsere Begeisterung nicht teilen. Meine 10 Monate alte Tochter Lovisa, die in ihrer Babykraxe auf meinem Rücken schnarcht. Zu viert wollen wir in den drei kommenden Tagen wandernd die herbstliche Natur Westschwedens genießen und mehr über die erdgeschichtlichen Phänomene dieser Tafelberglandschaft erfahren, die im vergangenen Jahr von der Unesco zum ersten Global Geopark Schwedens ausgezeichnet wurde.

Zwischen Eichen und Komoranen
Wir überqueren den Fluss Tidan und gelangen in das Naturreservat Ekudden. In der Luft liegt diese Frische, wie nur ein Herbsttag sie haben kann, der mit Melancholie vom vergangenen Sommer erzählt und mit kribbelnder Vorfreude den Winter ankündigt.
Wenig später finden wir uns umzingelt von majestätischen Eichen wieder. Ihre Stämme sind dick und ihre knorrigen Äste senken sich zu uns herab, als würden sie uns etwas zuflüstern wollen. Viele von ihnen müssen über 1 000 Jahre alt sein und es übersteigt unsere Vorstellungskraft, was sie in all dieser Zeit wohl erlebt haben mögen. Victoria und ich umarmen ein besonders stattliches Exemplar. Sonnenstrahlen blinzeln durch die Baumwipfel. Es duftet nach frischem Laub.


Am Ufer des Vänern lassen wir uns für eine Mittagspause nieder und genießen dabei mitgebrachte Sandwiches und Kaffee. Der See wirkt endlos. Er könnte auch ein Ozean sein. Tatsächlich war er während der letzten Eiszeit mit dem Meer verbunden und in ihm finden sich noch heute maritime Lebensformen. Mit seinen 5 650 Quadratkilometern ist er Schwedens größter See, in dem 38 Fischarten zu Hause sind. Zudem ist er als Brutgebiet von großer Bedeutung. Auf den kleinen Inseln nisten Möwen und Seeschwalben. Auch die seltene Rohrdommel ist hier beheimatet.
Hoch über unseren Köpfen zieht ein Seeadler seine Kreise. Auf einem Felsen entdecken wir einen Komoran, der seine Schwingen trocknet. Fast vergessen wir die Zeit. Doch diese ersten Kilometer sollen nur der Auftakt unseres Abenteuers sein. In den kommenden Tagen wollen wir die schönsten Etappen des Biosfärledens per Zughopping mit der Kinnekullebanan entdecken, einer Eisenbahn, die auf dem Weg von Mariestad nach Lidköping in vielen Orten hält.
Steine der Vergangenheit
Nach wenigen Minuten Zugfahrt erreichen wir Lungnås. Wir sind die einzigen Passagiere, die aus der Bahn klettern. Ein mit Gras überwach-senes Gleis, ein roter Schuppen und einige Mühlsteine sind alles, was an Zivilisation erinnert. Es scheint, als wäre die Zeit stehen geblieben. Jesper Åkesson vom STF Lugnåsberget Ekohotell, in dem wir unsere erste Nacht verbringen, sammelt uns hier ein. An dem Gefühl, in der Vergangenheit unterwegs zu sein, ändert sich nichts, als wir an der Herberge eintreffen, mit der Jesper und seine Frau Pia Persson sich einen lang gehegten Traum erfüllt haben. »Wir bauen die meisten Rohwaren selbst an oder sammeln sie im Wald. Und wir wollen auch unsere Gäste dazu inspirieren, umweltschonender unterwegs zu sein«, erzählt Jesper, während um uns herum die Schafe das Gras kurz knabbern.

Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen möchte uns Pia noch etwas zeigen, das ihr am Herzen liegt. In der Nähe, direkt an einem weiteren Teil des Biosfärledens, befindet sich eine stillgelegte Grube. Ohne Gepäck geht es für uns zu der zwischen saftigen Weiden und Laubwäldern gelegenen Qvarnstensgruvan, die Europas einzige öffentlich zugängliche Mühlsteinmine ist und 2012 zu Schwedens geologischem Erbe ernannt wurde.
Wir staunen nicht schlecht, als Pia, die hier ehrenamtliche Führungen anbietet, plötzlich in einer alten Tracht vor uns steht und von vergangenen Tagen berichtet. Im Jahre 1147 kamen Zisterziensermönche nach Lugnåsberget, um Einheimischen zu zeigen, wie sich aus dem Berg Mühlsteine gewinnen lassen. Zunächst wurden diese im Tagebau geschlagen. Doch kurz vor Beginn des 19. Jahrhunderts boomte die Bergbauindustrie derart, dass sie in Gruben unter der Erde gewonnen und in ganz Schweden verkauft wurden. »Einen Stein aus dem Berg zu schlagen, dauerte zwei Wochen – man kann sich vorstellen, was für eine Arbeit das war. Holzschuhe waren der beste Schutz vor herabfallendem Geröll«, berichtet Pia. Da es mit der Zeit neue Materialien gab, wurden die Tätigkeiten am Lugnåsberget Anfang des 20. Jahrhunderts eingestellt.

Pias Passion für die Gegend berührt. Ein Gefühl von Demut überkommt uns.
Am Berg aber lassen sich noch immer viele Spuren von Gruben erkennen. In der Quarn- stensgruvan zeigt Pia uns auch die Abdrücke, mit denen sich ein wirbelloses Tier in einem Stein verewigt hat. »Der Ort ist ein Relikt für ein Land vor unserer Zeit«, schwärmt sie und erinnert uns daran, dass hier vor 500 Millionen Jahren ein warmes Meer lag, in dem heute längst ausgestorbene Tiere lebten. Genau dort, wo wir gerade in unseren Wanderstiefeln stehen und vor uns Menschen im Bergwerk arbeiteten. Pias Passion für die Gegend berührt. Ein Gefühl von Demut überkommt uns. Es wird uns wieder einmal bewusst, welches Glück wir haben, einen winzigen Teil der Geschichte unserer Erde mitschreiben zu dürfen.
Es ist später Nachmittag, als wir den Rückweg antreten. Wir wandern vorbei an mit Moos überwachsenen Mühlensteinen. Es wirkt, als hätte sich die Natur hier Stück für Stück wieder das zurückgeholt, was ihr zusteht. Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir im großen Garten der Herberge. In der kleinen Küche lassen wir uns anschließend das von Pia und Jesper zubereitete Abendessen aus selbst geräuchertem Lamm, Bohnensalat und Kürbisküchlein schmecken. Als Lovisa schläft, feuern Victoria und ich draußen die Holzsauna an. Nur die knisternden Flammen und der Mond spenden uns Licht in dieser fast unwirk- lichen Umgebung, in die uns der Biosfärleden mit jedem Schritt, den wir gehen, ein kleines Stückchen weiter führen wird.

Auf zu neuen Ufern
Bei einem Frühstück mit frisch gebackenem Brot, selbst gemachter Marmelade und Säften besprechen Melanie, Victoria und ich den Plan für den vor uns liegenden Tag. Wir wollen mit dem Zug bis in das kleine Örtchen Hällekis fahren, um uns von dort auf die fünfte Etappe des Biosfärledens aufzumachen. Jesper bringt uns zurück zur Kinnekullebanan, nicht ohne uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir am Bahnsteig den Ball, der auf einem Stab thront, in die Richtung hissen müssen, in die wir fahren möchten, um den kleinen Zug zum Halten zu veranlassen. »Sonst tuckert er an euch vorbei«, sagt er.
Magisch vom Vänernsee angezogen, schreiten wir hinunter an sein Ufer.

Die eigenwillige Kinnekullebanan wird oft als Schwedens schönste Bahnlinie bezeichnet. Und das Gefühl pittoresker Romantik verfolgt uns bis nach Hällekis, wo wir aus dem Abteil steigen und von einem mit Rosen beranktem Backsteingebäude stehen, das als Bahnhofshäuschen und Geschäft für ökologische Kleider dient. Wären wir im Zug sitzen geblieben, wären wir nun direkt am Fuße des Kinnekulle entlanggetuckert. Wir aber wollen unseren Weg in Wanderstiefeln fortsetzen.
Auf einem Teppich aus Laub, dessen sich viele der uns umgebenden Bäume entledigt haben, geht es hinein in einen dichten Nadelwald. Wenig später wandern wir parallel zum Vänern. Magisch von ihm angezogen, schreiten wir hinunter an sein Ufer. Auf den nassen Steinen kommen wir ins Rutschen und werden dabei von einigen Lachanfällen geschüttelt. Etwas weiter entdecken wir einen Strand. Lovisa krabbelt fasziniert über den Sand und Victoria macht es sich auf einem Felsen gemütlich, der von Wasser umspült ist. Schweigend blicken wir in die Ferne und lauschen den Geschichten des Sees, die von einer schwachen Brise ans Ufer gespült werden.

Der Vänernsee mutet endlos an. Tatsächlich sind in ihm Lebensformen zu finden, die ursprünglich aus dem Meer stammen. Ein spannender Gedanke, dass alles hier einmal Ozean war.
Eine Torte aus Gestein
Weiter steigen wir über knorrige Wurzeln entlang märchenhaft gewundener Pfade bergan. Wattige Wolken ziehen in sanftem Tempo über uns hinweg. Durch den moosigen Wald bewältigen wir noch einen letzten Aufstieg, bevor wir auf eine schmale Schotterstraße gelangen, die vorbeiführt an Herrenhäusern mit Koppeln, auf denen sich junge Pferde austoben.
Für unsere Mittagspause wollen wir das Hellekis Kök und Trädgårdscafé ansteuern, das sich auf dem Gutshof Hellekis Säteri befindet. In dem gemütlichen Gewächshaus des Restaurants ranken Weinreben von der Decke. Von Fredrik Lans und Mikael Gustafsson, denen das Etablissement gehört, erfahren wir, dass die kalkreiche Erde rund um den Kinnekulle und die Lage am Westhang des Sees dafür sorgen, dass hier viele ungewöhnliche Pflanzen wie Gurkenmagnolien und Gingko fantastisch gedeihen. Wir entscheiden uns für ein kunstvoll angerichtetes Risotto, garniert mit Walnüssen und Pfifferlingen. Zum Nachtisch lassen wir uns Waffeln mit Moltebeeren, Puderzucker und Sahne schmecken. Während wir noch die letzten Bissen gierig verzehren, stößt Sofia Hultman, mit der wir uns für den Nachmittag verabredet haben, zu uns. Melanie und ich wischen uns hektisch unsere Puderzuckerbärte aus dem Gesicht.


Sofia arbeitet für den im Jahr 2022 von der Unesco ausgezeichneten Platåbergens-Geopark. Um den Status eines Geoparks zu erlangen, können sich die Bewohner einer geologisch interessanten Landschaft bewerben und müssen hierfür ein ganzheitliches Konzept von Naturschutz, nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung und erlebbaren geowissenschaftlichen Bildungsangeboten vorlegen. Das Engagement im Vorfeld fordert viel Kraft und Zeit, aber Sofia und ihrem Team war es die Mühe mehr als wert. »Wir riskieren, dass die Geschichten und Legenden der Region verloren gehen, wenn wir sie nicht weiter erzählen. Indem wir Wissen über den Zusammenhang von Geologie, Natur und Kultur verbreiten, können wir dazu beitragen, dass das Gebiet geschützt wird und auch zukünftige Generationen diese Vielfalt erleben können«, sagt Sofia.
Heute Nachmittag begleitet sie uns auf einem weiteren Stück Biosfärleden, der sich nun vorbeischlängelt am 306 Meter hohen Kinnekulle, einer der 15 Tafelberge der Region. Sofia möchte uns mehr über die Entstehungsgeschichte der Landschaft erzählen. Am Fuße des Berges aufgewachsen, ist sie als Kind oft mit ihren Eltern und Geschwistern auf den Vänern hinausgepaddelt. »Meine Mutter war verrückt nach dem Kinnekulle«, erzählt sie. »Sie zeigte vom Kanu ständig auf ihn und fragte: ›Seht ihr den Kinnekulle!?‹, bis wir es nicht mehr hören konnten. Ich konnte ihre Begeisterung nicht teilen. Mich zog es hinaus in die Welt. Aber irgendwann bin ich zurückgekehrt und mittlerweile selbst verrückt nach der Tafelberglandschaft und ihrer fantastischen Entstehungsgeschichte. Nun nerve ich meine eigenen Kinder damit«, schmunzelt sie.

Sie zeigte vom Kanu aus ständig auf ihn und fragte: ›Seht ihr den Kinnekulle?!‹
Sofia hat unterschiedliche Gesteinsarten mitgebracht, die sie aus ihrem Rucksack fischt und zu einem Turm stapelt. »Tafelberge wie den Kinnekulle kann man sich wie eine Torte mit verschiedenen Schichten vorstellen«, sagt sie. »Den Boden bildet Gneis, darauf folgt Sandstein, darüber Alaunschiefer, danach Kalkstein, dann Tonschiefer und oben liegt eine Schicht erhärtete Magma, ›Diabas‹ genannt. Diabas ist unser Sahnehäubchen«, erklärt sie.
Zeitstrahl auf dem Meeresgrund
Um das genauer zu verstehen, muss man 550 Millionen Jahre zurückblicken, als die Land-masse des heutigen Schwedens unter dem Meer lag. Auf dem Grund sammelten sich Sand, Lehm, Schlamm, Tiere und Pflanzen, die zusammengepresst wurden und zu Stein erhärteten. Vor 280 Millionen Jahren stieg Magma aus dem Erdinneren auf, die erstarrte und sich wie ein Schutzschild über die weicheren, darunter liegenden Sedimentschichten legte. Als die letzten Eiszeit vor 115 000 Jahren ein dickes Eisschild bildete, wurden die Berge durch Druck und Geschiebe vielerorts zu kleinen Partikeln zermahlen. Auf den Tafelbergen aber blieben die Ablagerungen dank des schützenden Diabas erhalten.


»Die unterschiedlichen Schichten sind aus dem entstanden, was sich in den jeweiligen Epochen auf dem Meeresgrund angesammelt hat. Im Sandgestein lassen sich Fossilien ausgestorbener Tiere finden und einige der weltweit ältesten Meteoriten von vor über 500 Millionen Jahren«, sagt Sofia. »Kalkstein bildete sich, als der europäische Kontinent näher am Äquator lag, da im tropischen Wasser Korallen und andere Tiere lebten, die Kalk in ihren Skeletten und Schalen speicherten.«
Es fühlt sich unwirklich an, dass wir auf einem Berg unterwegs sind, der sich aus dem Ozean erhob. Und dass der Kalkboden einmal ein Sandkorn auf dem Meeresgrund war.
Ihr erkennt, auf welchem Sediment ihr wandert, wenn ihr die Vegetation betrachtet.

Wir bemerken die unzähligen Laubbäume wie Linden, Ahorn, Ulmen und Eschen, die uns umgeben. »Der Kinnekulle wird ›der blühende Berg‹ genannt, da er Nährboden für eine so vielseitige Flora bietet«, sagt Sofia. »Ihr erkennt, auf welchem Sediment ihr unterwegs seid, wenn ihr die Vegetation betrachtet. Auf nährstoffreichem Alaunschiefer ist sie vielfältig. Auf Kalksteinboden mit hohem pH-Wert können nur spezielle Pflanzen wie der Scharfe Mauerpfeffer Wurzeln schlagen. In feuchten Gebieten wachsen Orchideen, auf den offenen Flächen Sand-Thymian.« Die Blumen bringen ein reiches Insektenleben mit sich. Auch Schmetterlinge wie der Ockerbindige Samtfalter und der Bläuling sind hier anzutreffen.
Seit vielen tausend Jahren haben Menschen auf dem Kinnekulle gejagt, später Vieh gehalten und am Ende der Eisenzeit entstanden Dörfer, denn Sandstein und Alaunschiefer lieferten gute Ackerböden. Wir gelangen zu einem Steinbruch, auf dessen Grund ein See schimmert. »Unser kleiner Grand Canyon«, sagt Sofia. Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Nachfrage nach Kalk- und Sandstein zu. Steinbrüche auf dem Kinnekulle wurden zur Großindustrie. Die Geschichte der Erde trifft hier zweifelsohne auf die der Menschheit.
Während wir weiter wandern, denke ich, dass man an Orten wie diesem versteht, wie sehr schon unsere Vorfahren auf die Natur angewiesen waren. Und welche Spuren die Bedürfnisse in der Landschaft hinterlassen. »Das Milieu hier ist ein Zusammenspiel von Geologie und Bodennutzung. Aber große Teile sind heute Naturschutzgebiete, um Flora und Fauna bewahren zu können«, sagt Sofia.

Nachdem wir uns von ihr verabschiedet haben, laufen wir weiter, durch eine surreale Kulisse, in der sich Gesteinsplatten auftürmen. Ein leichter Wind säuselt in den Birkenblättern. In der Ferne glitzert der Vänern. Uns packt eine Euphorie und wir trällern schwedische Kinderlieder, zu denen Lovisa in ihrer Kraxe fröhlich mit ihren Beinchen klopft.
Zwischen mächtigen Bäumen erspähen wir schließlich das Trolmens Bed and Breakfast. Katrine Høydahl, der die Herberge gemeinsam mit ihrem Mann Carl Dalemo gehört, nimmt uns in Empfang. Sie hat vegane Lasagne bereitet und erzählt, dass sie und Carl, der aus Lidköping stammt, in den vergangenen 18 Jahren in London gelebt haben. Nun, mit kleinem Sohn, sind sie in die Heimat zurückgekehrt und möchten Reisenden eine vegane Herberge am Biosfärleden bieten. Im Esszimmer gibt es kistenweise Spielzeug, über das Lovisa herfällt, während Katrine zum Nachtisch Zimtschne- cken aus dem Ofen zaubert. Eine Stunde später kuscheln wir uns in die Betten.

Landschaft im ewigen Wandel
Am nächsten Morgen stiefeln wir weiter auf dem Wanderweg, der uns an alten Steinmauern entlang über Wiesen führt. In der Ferne thronen falunrote Höfe. Eine Kirchturmspitze am Horizont verrät den nächsten Ort. Zum Mittag machen wir Rast im Café på Klostret in Källby. In einer rustikalen Scheune schlägt uns der Duft von frisch gebackenem Brot entgegen, das wir gemeinsam mit einer Suppe vertilgen.
Als wir eine halbe Wanderstunde später an der Kinnekullebanan-Station in Blomberg stehen, ist uns melancholisch zumute. Uns wird klar, dass die Zeitreise durch den Geopark an dieser Stelle endet. Für die Tafelberge ist die Reise allerdings noch lange nicht vorbei. Die Landschaft ist in ständigem Wandel. Kurzfristig wird es die Menschheit sein, die sie beeinflusst – durch den Bau von Gebäuden und der Land- und Forstwirtschaft, aber auch durch das Schaffen von Schutzgebieten. Langfristig sind es Erosion, Eiszeiten und die Verschiebung der Erdplatten, die die Gegend verändern. Wir hoffen, dass Lovisa und viele kommende Generationen, die sich einmal ihre eigenen Wanderschuhe schnüren werden, die Landschaft des Geoparks erleben dürfen, bevor der Tafelberg in vielen Millionen Jahren abgetragen und Teil des großen Kreislaufs der Verwandlung wird.
