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Wildcampen in Skandinavien: Ein unvergessliches Naturerlebnis

Mitten in der Wildnis im Zelt übernachten – in Skandinavien ist das an vielen Orten möglich. Doch welche Regeln müssen beim sogenannten Wildcampen eigentlich beachtet werden? In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte über die Gesetze und Besonderheiten des „wilden Zeltens“ in den skandinavischen Ländern.

Die Sonne versinkt langsam hinter den dichten Wäldern, während du dich am Ufer eines kleinen Sees in dein Zelt verkriechst. Im Hintergrund hörst du das Rauschen der Blätter und das Plätschern des Wassers. Dazu zwitschern einige Vögel leise vor sich hin. Ansonsten ist es fast ganz still. Die Zivilisation und die Hektik des Alltags – in diesem Moment sind sie ganz weit weg. Stattdessen fühlst du dich lebendig und frei – und tauchst vollends ein in das Gefühl, eine Nacht mitten in der Wildnis zu verbringen.

Aufgrund solcher eindrucksvollen Szenen kommt es nicht von ungefähr, dass das Wildcamping als eine der schönsten Naturtraditionen Skandinaviens gilt. Prinzipiell handelt es sich beim Wildcampen um das Zelten in der freien Wildbahn. Denn im Gegensatz zum herkömmlichen Camping auf ausgewiesenen Campingplätzen findet Wildcamping abseits jeglicher Zivilisation statt. Hier übernachtest du in der freien Natur – ohne Strom, fließendes Wasser oder sanitäre Einrichtungen. Das Wildcamping ist damit ein Abenteuer, das den Kontakt mit der Natur und die Herausforderung, auf sich selbst gestellt zu sein, in den Vordergrund stellt.

Wildcamping in Schweden

Mit seinem vielen Wäldern und Seen bietet Schweden besonders viele Wildcamping-Möglichkeiten.

Das Jedermannsrecht: Die Grundvoraussetzung für das Wildcampen

In Skandinavien hat das Wildcamping eine besonders große Tradition. Das liegt zum einen an der großflächig zugänglichen Natur, die insbesondere im Norden kaum durch die Zivilisation gestört wird. Zum anderen sind aber auch die gesetzlichen Grundlagen für das Wildcampen in Skandinavien perfekt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo das Übernachten in der freien Natur durch den Gesetzgeber stark eingeschränkt ist, ist es in Skandinavien nämlich ausdrücklich erlaubt.

Der Grund dafür ist das sogenannte Jedermannsrecht, im Schwedischen auch als Allemansrätten bezeichnet. Das Allemansrätten erlaubt es nämlichen allen Menschen, die Natur zu nutzen und zu genießen, solange dabei Rücksicht auf die Umwelt genommen wird und keine Schäden entstehen. Konkret darfst du dich also frei in der Wildnis bewegen und zum Beispiel Beeren, Pilze und Blumen sammeln, aber eben auch zelten. Das Allemansrätten ist damit in gewisser Weise auch ein Ausdruck der Liebe zur Natur und zur Freiheit, die man in den skandinavischen Ländern lebt und pflegt.

Der respektvolle Umgang mit der Natur ist die Grundvoraussetzung für das Allemansrätten.

Wildcampen in den verschiedenen skandinavischen Ländern

Soweit zu den Hintergründen des wilden Zeltens in Skandinavien. Doch wie sieht es nun konkret in den jeweiligen Ländern aus? Im Folgenden stellen wir euch kurz die Regelungen zum Wildcampen in Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Island vor.

Wildcampen in Schweden: Endlose Wälder und Tausende Seen

Schweden ist ein Traumziel für Wildcamper. Mit seinen ausgedehnten Wäldern, unzähligen Seen und der atemberaubenden Schärenküste bietet das Land unendlich viele Möglichkeiten für unvergessliche Nächte in der Natur. Besonders empfehlenswert sind die Provinzen Dalarna und Värmland sowie der Norden. Unter internationalen Outdoor-Fans bekannt ist eine Wanderung auf dem Kungsleden, bei der viele Menschen ihre Zelte in der Wildnis aufschlagen.

Auch die nördlichste Spitze Gotlands bietet viel Platz, um ungestört ein Zelt aufzuschlagen.

Wildcampen in Norwegen: Fjorde, Berge und atemberaubende Küstenlandschaften

Norwegen beeindruckt mit seiner spektakulären Landschaft aus tiefen Fjorden, schroffen Bergen und zerklüfteten Küsten. Wildcampen ist hier besonders reizvoll, da du unvergessliche Aussichten und einmalige Naturerlebnisse genießen kannst. Beliebte Wildcamping-Regionen sind unter anderem die Lofoten, die Westküste und das Jotunheimen-Gebirge. Hintergründe zum Wildcampen in Norwegen findet ihr auf der Website der norwegischen Tourismusbehörde Visit Norway.

Nordlichter beim Wildcamping auf den Lofoten

Beim Wildcamping auf den Lofoten kann im Herbst durchaus auch die magischen Nordlichter beobachten.

Wildcampen in Finnland: Land der tausend Seen und Mitternachtssonne

Finnland ist ein weiteres Paradies für Wildcamper. Die unberührte Natur, zahlreiche Seen und weitläufige Wälder bieten Raum für ungestörtes Wildcamping. In den Sommermonaten kannst du zudem die Mitternachtssonne erleben, wenn die Sonne in den nördlicheren Breiten auch nachts nicht untergeht. Beliebte Regionen für das Wildcamping sind Lappland und die Ålandinseln. Alle Infos zum Wildcampen in Finnland gibt es hier.

Wildcampen in Finnland

In Finnland gilt wie in Schweden das Jedermannsrecht. Wildcampen ist also erlaubt.

Wildcampen in Dänemark: Naturparadiese an der Nordsee und Ostsee

Dänemark bietet trotz strengerer Regelungen ebenfalls Möglichkeiten für Wildcamper – wenn auch nicht so ausgeprägt wie in Norwegen, Schweden und Finnland. Insbesondere an der Nord- und Ostsee gibt es zahlreiche Naturschutzgebiete und Strände, die zum Verweilen einladen. Wildcamping ist so nur auf ausgewiesenen Flächen erlaubt. Hierzu zählen sogenannte „naturlejrpladser“ oder „shelterpladser“, wo du oft sogar kostenlos übernachten kannst. Weitere Informationen gibt es auf der Website der dänischen Naturschutzbehörde.

Wildcampen in Island: Inzwischen stark eingeschränkt

In Island ist das Wildcampen inzwischen stark gesetzlich eingeschränkt. Erst 2017 hat die Regierung in Reykjavik ein Gesetz erlassen, das das wilde Campen in Südisland gänzlich verboten hat. Auch in den großen Nationalparks ist das Freistehen nicht erlaubt. Heute gilt: Das Aufstellen eines Zelts außerhalb der dafür vorgesehenen Plätze ist nur an wenigen Orten und nur unter bestimmten Umständen genehmigt – etwa, wenn du dich abseits der Zivilisation aufhältst oder in keinem Nationalpark unterwegs bist. Informationen zum Camping in Island gibt es auf der Website der Tourismusbehörde Visit Iceland.

Zehn Tipps fürs Wildcampen in Skandinavien

Damit dein nächstes Wildcamping-Abenteuer im Norden erfolgreich wird, haben wir dir im Folgenden zehn Tipps zum Wildcampen in Skandinavien zusammengefasst. Von A wie Ausrüstung bis Z wie Zeltunterlage.

  1. Informiere dich im Vorfeld: Jedes skandinavische Land hat eigene Regeln und Bestimmungen für das Wildcampen. Informiere dich vorab über die spezifischen Regelungen in Norwegen, Schweden, Finnland, Island und Dänemark.
  2. Respektiere das Jedermannsrecht: In Norwegen, Schweden und Finnland gilt das „Allemansrätten“ oder „Jedermannsrecht“, das das Campen und Wandern auf unbewirtschaftetem Land erlaubt. Respektiere dieses Recht, indem du die Natur schützt und keine Spuren hinterlässt, wenn du dein Lager abbaust.
  3. Wähle den richtigen Standort: Achte darauf, dass du nicht zu nah an Privatgrundstücken, Häusern oder landwirtschaftlichen Flächen campierst. Halte mindestens 150 Meter Abstand und achte darauf, dass du keine empfindlichen Ökosysteme oder geschützten Gebiete störst.
  4. Entsorge deinen Müll: Nimm alle Abfälle, die du während deines Campingausflugs erzeugst, wieder mit und hinterlasse den Platz so, wie du ihn vorgefunden hast. Führe immer Müllbeutel mit und entsorge deinen Müll ordnungsgemäß.
  5. Feuer vorsichtig nutzen: Offene Feuer können in den trockenen skandinavischen Sommern gefährlich sein. Informiere dich über lokale Feuervorschriften und verwende, wenn erlaubt, bereits vorhandene Feuerstellen oder Campingkocher.
  6. Achte auf das Wetter: Das Wetter ist im Norden ähnlich launisch wie in den Bergen. Wetterlagen können sich daher schnell ändern. Achte auf Wettervorhersagen und sei für plötzliche Wetterumschwünge gerüstet.
  7. Trinke sicheres Wasser: Nutze natürliche Wasserquellen wie Flüsse und Seen. Wenn du dir nicht sicher über die Wasserqualität bist, achte darauf, das Wasser vor dem Trinken abzukochen oder zu filtern, um mögliche Krankheitserreger zu entfernen.
  8. Schütze dich vor Insekten: In einigen Teilen Skandinaviens, insbesondere in Lappland, können Stechmücken und andere Insekten lästig sein. Trage entsprechende Kleidung und führe Insektenschutzmittel mit.
  9. Respektiere die Tierwelt: In Skandinavien gibt es eine reiche Tierwelt, darunter Elche, Rentiere und Bären. Beobachte Tiere aus sicherer Entfernung und füttere sie nicht. Vermeide es, Nahrung oder Abfall offen herumliegen zu lassen, um unerwünschte Begegnungen zu vermeiden.
  10. Geh auf Nummer sicher. Erstelle einen Notfallplan, führe ein Erste-Hilfe-Set mit und informiere jemanden über deine Reiseroute. In abgelegenen Gebieten kann es schwierig sein, Hilfe zu bekommen. Daher ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein und Vorsicht walten zu lassen.
Ein Rentier in Norwegen

Tierbegegnungen sind beim Wildcamping durchaus möglich. Sei also darauf vorbereitet.

Wildcamping in Skandinavien – Zusammenfassung

Du siehst: Wildcamping in Skandinavien ist ein einzigartiges Erlebnis, das Naturliebhaber und Abenteurer gleichermaßen in seinen Bann zieht. Die unvergleichliche Landschaft, die großzügigen Gesetze und die Möglichkeit, unvergessliche Orte fernab des Massentourismus zu entdecken, machen die skandinavischen Länder zum idealen Reiseziel für Camping-Fans.

Selbstverständlich ist es beim Wildcamping besonders wichtig, verantwortungsbewusst zu handeln und die Natur sowie die Rechte anderer Menschen zu respektieren. Das bedeutet, keinen Müll zu hinterlassen, Feuer nur an dafür vorgesehenen Stellen zu entzünden und keine Pflanzen oder Tiere zu schädigen. So können wir sicherstellen, dass die skandinavische Natur auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt und wir weiterhin die Faszination des Wildcampings in Finnland, Norwegen, Schweden und Co. erleben können.

Wildcamping im Norden Schwedens

Der Norden Schwedens ist vor allem bei Outdoor-Fans sehr beliebt. Zivilisation gibt es hier so gut wie keine.