Tiefgrüne Wälder, in denen Elche, Rothirsche und Rehe in freier Natur leben. Glitzernde Seen, die zwischen den dichten Baumkronen zum Baden einladen. Weite Felder, die einzig von sich dahinschlängelnden, schmalen Sträßchen unterbrochen werden. Auf den mit Holzlatten eingepferchten Weiden an den Wegesrändern grasen braun-weiß gefleckte Kühe. Ab und an kommt man an vereinzelten Häuschen und Scheunen vorbei, gestrichen im für die Region so typischen Rot. Für Swanni und ihre Familie beginnt diese malerische Postkartenidylle direkt vor der Veranda ihres kleinen Bauerngehöfts im schwedischen Småland.
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Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sie und ihr Mann Basse ihr Glück oftmals kaum fassen können, wenn sie im Sommer auf ihrer Terrasse gemeinsam den Kaffee in der Morgensonne genießen und den Vögeln beim Singen zuhören. »Ein bisschen ist es bei uns schon so wie bei Pettersson und Findus«, lacht Swanni und spielt damit auf die Bullerbü-Romantik an, die sie und Basse sich in den letzten Jahren geschaffen haben. Im Garten ihres Gehöfts halten sie Schweine, Ziegen, Enten und Hühner. Sie haben Apfelbäume und Gemüse gepflanzt. In den Blumenbeeten sprießen wilde Rosen. »Unser Garten ist das schönste Zimmer in unserem Haus.«
Swantje in Småland
Swantje »Swanni« ist 34 Jahre alt und lebt seit 2016 in Schweden. Zusammen mit ihrem Mann Basse hat sie einen kleinen Bauernhof in der schwedischen Provinz Småland gekauft, den die beiden zusammen bewirtschaften. Auf ihrem gemeinsamen Instagram-Kanal berichten sie regelmäßig über ihr Leben auf dem Land und haben inzwischen knapp 20 000 Follower. instagram.com/wildberry- journal
Ein bisschen ist es bei uns schon so wie bei Pettersson und Findus.
Deshalb verbringen wir hier auch jede freie Minute«, erzählt die Deutsche, die in der Nähe des kleinen Städtchens Vimmerby ihr Lebensglück gefunden hat. Seit knapp sechs Jahren leben Swanni und Basse in Småland. Swanni, die eigentlich Swantje heißt, ist 34 Jahre alt und kommt ursprünglich aus einem Dorf in der Nähe von Rostock. Basse, kurz für Sebastian, ist vier Jahre älter und Schwede. Vimmerby ist seine Heimat. Das beschauliche Städtchen kennt man vor allem als Geburtsort von Astrid Lindgren. Rund 10 000 Menschen leben hier und die bunten Häuser, der kopfsteingepflasterte Marktplatz sowie das idyllische Landleben außerhalb der Stadt lassen schnell erahnen, woher die berühmte Autorin die Inspiration für ihre Bullerbü-Geschichten genommen hat.
Aus der Brieffreundschaft wird Liebe
Dass Swanni einmal diese Kulisse als Heimat bezeichnen würde, hätte sie nie geglaubt. Denn sie und Basse haben sich ursprünglich in einem Internetforum kennengelernt. Das war vor acht Jahren. »Ich war zuvor auf einer Urlaubsreise in Schweden und wollte im Anschluss die Sprache lernen. Basse wollte wiederum sein Deutsch verbessern. Und so haben wir uns in einem Forum für Brieffreundschaften getroffen«, erinnert sie sich an die Anfänge zurück. Zum ersten Mal persönlich gesehen haben sie sich bereits eine Woche später – es war Liebe auf den ersten Blick.
»Ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass ich einmal nach Schweden ziehen werde. Ich bin ein Mensch, dem Familie und Freunde sehr wichtig sind, zudem hatte ich einen guten Job. Auswandern – das war ganz weit weg«, grinst Swanni. Heute spricht sie fließend Schwedisch und hat in Vimmerby eine neue Heimat gefunden – in ihrem eigenen roten Schweden-Haus, mitten in der Natur.
Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. Zu Beginn führten Swanni und Basse eine klassische Fernbeziehung. Sie arbeitete als Crew-Planerin bei einer Fluglinie in Frankfurt, er als Ingenieur in Vimmerby. »Durch meinen Beruf war es für mich einfach, Flugtickets zu buchen, doch auf Dauer wurde das natürlich anstrengend«, blickt sie auf die ersten zwei Jahre der beiden zurück: Von Frankfurt pendelte Swanni meist nach Göteborg, um dann von dort aus per Bus oder Mietwagen weiter nach Vimmerby zu fahren – jedes Mal eine Tagesreise. »Irgendwann sind wir dann einmal in Basses Heimat herumge- fahren und haben das Träumen angefangen«, schmunzelt sie. Es waren Träume, die sie bald in die Tat umsetzten: Gemeinsam durchstöberten sie Anzeigen für Häuser in der Region – und fanden schließlich ein altes Gehöft, in das sie sich auf den ersten Blick verliebten, wie Swanni erzählt. Es ist das Haus, in dem sie heute leben: ein roter Hof im Bullerbü-Stil, etwas außerhalb von Vimmerby. Gänzlich umgeben von Natur und Tieren, zwischen Wildblumen und Blaubeeren.
»Wir sind spontan dorthin gefahren und haben uns das Haus angeschaut. Wir waren uns dann sofort einig – das soll unser Traumhaus werden«, sagt sie.
Auch das gehört zum Auswandern: komplett bei null zu beginnen.
Kein Zurück mehr
Ein breites Grinsen ziert Swannis Gesicht, als sie sich an jenen Moment vor sechs Jahren erinnert, der ihr Leben von einem Tag auf den nächsten verändern sollte. »Es war nun klar, dass es kein Zurück mehr geben würde. Ich würde nach Schweden ziehen – da musste ich mich schon des Öfteren kneifen«, lacht sie.
Auswandern nach Schweden – für Swanni begann dieses Abenteuer nun erst richtig. Sie kündigte ihren Job in Deutschland, packte ihre Sachen und fuhr mit ihrem Hab und Gut nach Vimmerby. Bis dahin hatten sie und Basse stets Deutsch miteinander gesprochen, Schwedisch beherrschte sie kaum. »Von Tag eins an ging es deshalb für mich darum, die Sprache zu lernen und eine neue Arbeit zu finden«, sagt sie. Letzteres erwies sich ohne Sprachkenntnisse allerdings als schwierig, daher nahmen die beiden ihr Glück selbst in die Hand: Basses Chef hatte die Idee, dass sie eine Putzfirma gründen könnte, um Büroräume putzen zu können. »Das habe ich dann auch gemacht. Natürlich war das oft nicht einfach, da ich vorher eine Führungsposition hatte. Aber auch das gehört zum Auswandern: komplett bei null zu beginnen.«
Das Kontakteknüpfen fiel Swanni in den ersten Monaten schwer: »Wir sind hier eben auf dem Land. Das heißt, dass jeder irgendwie jeden kennt. Deshalb war es umso wichtiger, dass ich die Sprache schnell lerne. Irgendwann habe ich zu Basse gesagt: Du sprichst ab sofort nur noch Schwedisch mit mir – und dann ging alles ganz schnell.« Heute ist Swanni vollständig in die schwedische Gesellschaft integriert. Sie hat die Arbeit bei ihrer Putzfirma aufgege- ben und studiert stattdessen Lehramt. Seit der Geburt von Tochter Molle ist die junge Familie zu dritt. »Heute habe ich in der Stadt wahrscheinlich mehr Freunde als Basse«, lacht sie.
Wenn das Leben Geschichten schreibt
Das Leben in einem Traumhäuschen mitten in Småland – der Umzug habe – sie auch persönlich verändert, wie Swanni berichtet. »Früher habe ich mich von vielen kleinen Sachen stressen lassen. Jetzt sehe ich einiges deutlich entspannter.«
Ihr früheres Leben in Deutschland fühlt sich inzwischen ganz weit weg an. Ein Grund dafür ist sicherlich der Alltag, den sich Swanni und Basse gemeinsam aufgebaut haben: In liebevoller Detailarbeit haben die beiden ihr Gehöft in den vergangenen Jahren renoviert, Fenster getauscht, Wände versetzt und neu gestrichen. »Auch das ist ein Unterschied: In Schweden hat man sehr viel Freiheiten, wenn man sich etwas aufbauen will. Gleichzeitig bedeutet unser Hof auch viel Arbeit: Das beginnt bei der Versorgung der Tiere und endet bei der Instandhaltung des Hauses«, sagt sie.
Ihr früheres Leben in Deutschland fühlt sich auf einmal ganz weit weg an.
Gerade diese Möglichkeiten mitten in der Natur ist sind es allerdings, die Swanni auch kreativ inspirieren: In den letzten Jahren hat sie damit begonnen zu fotografieren und zu schreiben. Oft sitzt sie dann auf einem ihrer weißen Gartenstühle und bringt ihre Gedanken zu Papier. Auf Instagram berichtet sie auf ihrem Kanal wildberryjournal regelmäßig über ihr Bullerbü-Leben. »Ich bekomme häufig Nachrichten von Leuten, die auswandern wollen und nach Tipps fragen. Da wird mir dann immer bewusst, wie gut ich es getroffen habe«, freut sie sich. »Es ist eben schon so: Das Leben schreibt manchmal die schönsten Geschichten.« In Swannis Fall: ein rotes Bauernhaus im Bullerbü-Stil mitten im schwedischen Småland, versteckt zwischen wilden Blumen und Beeren.
Swannis Auswandertipps
1 Auswandern bedeutet die Entscheidung für ein neues Land, aber auch die Entscheidung gegen die Nähe zu seiner Familie und alten Freunden. Darüber sollte man sich bewusst sein.
2 Häuser oder Wohnungen, die zu verkaufen sind, findet man auf hemnet.se
3 Schwedisch in Wort und Schrift ist (fast) überall Voraussetzung. Das gilt sowohl für die Arbeit als auch für das Privatleben: Auch wenn viele hier perfekt Englisch sprechen, so lernt man die meisten Menschen erst richtig kennen, wenn man Schwedisch spricht.
4 Es herrscht Fachkräftemangel (vor allem Ärzte, Pflegepersonal). Mit einem solchen Beruf findet sich hier leicht eine Arbeitsstelle.
5 Zeugnisse müssen bei einer Bewerbung nicht mitgeschickt werden, nur Anschreiben und Lebenslauf, aber Referenzen sind gerne gesehen und werden meist telefonisch überprüft.
6 In den ersten Monaten, in denen ich hier gelebt habe, war ich noch nicht integriert und habe mich eher isoliert gefühlt – das war nicht annähernd das Wow-Gefühl von heute. Wenn man sich also dazu entscheidet, nach Schweden auszuwandern, sollte man dies mit dem ganzen Herzen tun. Rausgehen, Leute kennenlernen, dazugehören.
Du überlegst auch nach Schweden auswandern? In unserem NORR Guide findest du alle wichtigen Tipps und Tricks für dein schwedisches Abenteuer.